Interesse steigt Immer mehr Ungediente bei der Bundeswehr in Niedersachsen
Seit 2020 können sich Menschen ohne Bundeswehr-Erfahrung in Niedersachsen für die Reserve ausbilden lassen. Ein weiteres Bundesland will nachziehen.
Die Ausbildung von Ungedienten für die Reserve der Bundeswehr stößt in Niedersachsen auf wachsendes Interesse. Seit 2020 bietet das Landeskommando diese Möglichkeit an, seither ist die Teilnehmerzahl deutlich gestiegen, wie die Bundeswehr auf Anfrage mitteilte.
Lag die Zahl der Absolventen im ersten Jahrgang 2020/21 noch bei 65, waren es allein im ersten Halbjahr 2023 den Angaben zufolge 56 neue Soldatinnen und Soldaten. Bis Jahresende sollen 68 weitere hinzukommen. Für den Jahrgang 2024 werde mit 150 Rekruten gerechnet.
Führt Ukraine-Krieg zu dem Zulauf?
In Summe hätten die Heimatschutzkompanien in Niedersachsen, und auch in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein, dann binnen knapp fünf Jahren fast 400 neue Reservisten aus einem Kreis hinzugewonnen, der vorher nie in der Bundeswehr gedient hat. Dass diese Nachfrage vor allem am Ukraine-Krieg liegen könnte, davon geht das Landeskommando nicht aus. Die Motivation der angehenden Reservisten werde nicht erhoben, die Bewerbungen für den laufenden Jahrgang seien lange vor Russlands Angriff auf die Ukraine eingegangen.
Völlig außen vor ist das Thema bei den Auszubildenden aber auch nicht: So sagte einer der Ausbilder am Rande eines Gelöbnisses der neuen Reservisten im Juli in Nienburg, die Bewerberzahl sei mit Kriegsbeginn gestiegen. Und der Hauptfeldwebel ergänzte: "Die Rekrutinnen und Rekruten waren zum Teil derart motiviert, dass wir sie regelrecht ausbremsen mussten."
So hoch ist die Abbrecherquote bei den Ungedienten
Die Abbrecherquote in der Ausbildung sei überschaubar: Von 185 Männern und Frauen, die sie bisher angefangen haben, hätten lediglich 16 sie nicht zu Ende geführt (8,6 Prozent). Das Landeskommando spricht von einer Erfolgsgeschichte, bei der Niedersachsen innerhalb der Bundeswehr führend sei.
Vermittelt werden den neuen Reservisten in mehreren Modulen militärische Grundfertigkeiten. Dazu gehören eine Schießausbildung, Erste Hilfe, Karten- und Geländekunde, eine ABC- und Fernmeldeausbildung sowie der Gefechtsdienst. Die Übungen finden in Wochenendveranstaltungen und per Online-Unterricht statt. Eingesetzt werden sollen die Absolventen mit dem Dienstgrad Jäger zum Beispiel bei Wach- und Sicherungsdiensten oder zur Hilfeleistung im Fall von Krisen und Katastrophen.
Vom kommenden Jahr an wird die Ausbildung auch beim Landeskommando Bremen möglich sein. Dort können sich Interessierte noch bis zum 15. September für den ersten Lehrgang bewerben. Das gebe Menschen aus den unterschiedlichsten Lebens- und Berufsbereichen die Möglichkeit, sich für ihre Heimat zu engagieren, warb der Chef der Heimatschutzkompanie Bremen jüngst für diesen Schritt.
- Nachrichtenagentur dpa