Chirurgie unter Druck Herzspezialist beklagt Kommerzialisierung der Medizin: "Der Patient ist zweitranging"
Herzspezialist Prof. Axel Haverich kritisiert, dass auf die Medizin meist ein rein wirtschaftlicher Blick geworfen wird. Geldverdienen stehe zu oft im Vordergrund.
Der renommierte Herzspezialist und langjährige Klinikdirektor an der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Axel Haverich, hat die Kommerzialisierung in der Medizin beklagt. "Zu oft geht es ums Geldverdienen in der Medizin, der Patient ist zweitrangig", sagte Haverich, der mit 70 Jahren in den Ruhestand geht, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
"Das Problem sind die Kommerzialisierung und der Ausverkauf medizinischer Leistungen an börsennotierte Unternehmen." Die Disziplin Chirurgie stehe stark unter Druck.
"Man muss den Menschen als Ganzes kennen, den man operiert"
Haverich sprach sich für einen ganzheitlichen Ansatz aus: "Man muss den Menschen als Ganzes kennen, den man operiert. Sich buchstäblich ein komplettes Bild machen." Er kritisierte auch, dass in Deutschland zu viel operiert werde, die Zahlen etwa in der Orthopädie lägen weit über dem europäischen Durchschnitt.
"Auch in der Herzmedizin werden meines Erachtens zu viele Katheter gelegt und Stents gesetzt", betonte er. "Ich muss mir selbst den Vorwurf machen, nicht rechtzeitig gegengesteuert zu haben. Aber viele Entscheidungen wurden den Klinikern in den vergangenen Jahren aus der Hand genommen – von Wirtschaftsexperten."
- Nachrichtenagentur dpa