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Hamburg: Mord an Blumenhändler nach 32 Jahren vor Gericht – war es Habgier?


32 Jahre alter Mordfall
Blumenhändler in Wohnung getötet – war es Habgier?

Von t-online, dpa
09.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein 53 Jahre alter Mann (l.) sitzt im Landgericht im Sitzungssaal: Ihm wird Mord aus Habgier an einem Hamburger Blumenhändler vorgeworfen.Vergrößern des BildesEin 53 Jahre alter Mann (l.) sitzt im Landgericht im Sitzungssaal: Ihm wird Mord aus Habgier an einem Hamburger Blumenhändler vorgeworfen. (Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa)

Ein Hamburger Mordfall aus den 1990ern wird neu aufgerollt. DNA-Spuren führten zur Festnahme eines Verdächtigen, dem jetzt der Prozess gemacht wird.

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod eines Blumenhändlers im Hamburger Stadtteil Horn steht der mutmaßliche Täter vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft einem 53-jährigen Rumänen vor, den Mann im März 1992 aus Habgier getötet zu haben. Der Angeklagte soll den 60-jährigen Blumenhändler nach einer Auseinandersetzung in dessen Wohnung erdrosselt und die Tageseinnahmen des Opfers gestohlen haben.

Laut Anklage habe der 53-Jährige zusammen mit dem Blumenhändler Alkohol konsumiert, bevor er diesen mehrfach mit einer Rumflasche auf den Kopf schlug. Das Opfer erlitt dabei einen Schädelbasisbruch. Anschließend habe der Angeklagte den Mann gefesselt, geknebelt und schließlich mit einem Bettlaken erdrosselt. Mit einer Beute von 1.500 bis 2.000 D-Mark habe er die Wohnung verlassen.

Die Ermittler konnten den Fall damals nicht aufklären. Erst durch erneute kriminaltechnische Untersuchungen der gesicherten Spuren und einen DNA-Treffer im Ausland im Jahr 2023 geriet der 53-Jährige ins Visier der Ermittler. Sie führten zu einem europäischen Haftbefehl, woraufhin der Angeklagte im Oktober 2023 in Großbritannien festgenommen wurde. Nach Angaben der Vorsitzenden Richterin, Birgit Woitas, soll er in Italien wegen Diebstahls und anderer Delikte verurteilt worden sein, aber nicht wegen einer Gewalttat.

Verteidigung zweifelt an Mordvorwurf

Die Verteidigerin des Angeklagten, Alexandra Elek, betonte zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Hamburg, dass ihr Mandant die Tat bestreite und sich vorerst nicht äußern werde. "Es handelt sich um einen sogenannten Cold Case, neue Ermittlungen in einem ungelösten Kriminalfall", so Elek. Sie wies darauf hin, dass der Blumenhändler homosexuell gewesen sei und häufig junge Männer in seiner Wohnung empfangen habe. Auch ihr Mandant habe sich damals dort aufgehalten, doch es gebe keinerlei Beweise dafür, dass er den Mann getötet habe.

Die Anwältin kritisierte die Staatsanwaltschaft scharf: "Das Einzige, was die Staatsanwaltschaft hat, sind DNA-Spuren meines Mandanten, die seine Anwesenheit belegen, aber nicht an der Tatwaffe, sondern an Gläsern und am Opfer. Es gab einen Sexualkontakt." Die Anklage sei spekulativ, so Elek weiter.

Nur weil das Geld des Blumenhändlers verschwunden sei, sei das Mordmerkmal der Habgier konstruiert worden. Es gebe jedoch keinerlei Beweise dafür, dass er den 60-Jährigen getötet habe. Ein Mord aus Habgier werde sich nicht beweisen lassen. Ein Totschlag verjährt nach 20 Jahren, ein Mord nie.

Schwierige Beweisaufnahme erwartet

Die Vorsitzende Richterin machte deutlich, dass die Beweisaufnahme in dem Verfahren schwierig werden dürfte. Viele Zeugen seien inzwischen verstorben oder dement. "Es bleibt ein sehr kleiner Teil der Zeugen übrig", so Woitas. Der erste Zeuge im Prozess, ein 74-jähriger pensionierter Mordkommissar, der 1992 an den Ermittlungen beteiligt war, konnte sich nicht mehr an den Fall erinnern.

Ein weiterer Zeuge, ein ehemaliger Bewohner des Hauses, in dem der Mord geschah, erinnerte sich jedoch noch an eine ungewöhnliche Situation in der Tatnacht. Der heute 56-Jährige berichtete, er sei nach Mitternacht von einem Club-Besuch nach Hause gekommen und habe im Treppenhaus Gestampfe und Gepolter gehört. "Im Nachhinein betrachtet, war es vermutlich ein Kampfgeschehen", sagte er.

Der Blumenhändler sei in der Nachbarschaft als freundlicher Mensch bekannt gewesen. "Es war ein offenes Geheimnis, dass er homophile Neigungen hatte", erklärte der Zeuge. Er erinnerte sich auch daran, dass der Blumenhändler häufig abends Besuch von Männern hatte und oft bei den Nachbarn im Hochparterre klingelte, wenn er seinen Hausschlüssel vergessen hatte. Die Nachricht von seinem gewaltsamen Tod hätte damals für große Bestürzung in der Nachbarschaft gesorgt.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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