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Hamburg: Jugendnotdienst KJND überlastet – Gewalt und Personalnot


"Die Lage ist katastrophal"
Kinder-Notdienst überfordert: Gewalt und Suizidversuche schockieren

Von t-online, fbo

22.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Ein Kind steht vor einem Fenster (Symbolbild): Der Kinder-Notdienst in Hamburg steht vor großen Problemen, zeigen aktuelle Zahlen.Vergrößern des BildesEin Kind steht vor einem Fenster (Symbolbild): Der Kinder-Notdienst in Hamburg steht vor großen Problemen, zeigen aktuelle Zahlen. (Quelle: IMAGO/Rafael Ben-Ari/Chameleons Eye)

Der Kinder- und Jugendnotdienst soll Hamburger Kindern in Notlagen helfen. Doch das Angebot ist überlastet, es fehlt Personal, es gibt viel Gewalt – die Lage ist dramatisch.

Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch, Körperverletzungen, Bedrohungen, Übergriffe auf Betreuerinnen und Betreuer, sogar Suizidversuche gab es: Neue Zahlen des Senats zeigen, mit welchen Schwierigkeiten der Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) an der Feuerbergstraße in Ohlsdorf aktuell zu kämpfen hat. Mehr als 350 Vorfälle wurden allein in diesem Jahr registriert. Die Einrichtung, die eigentlich jungen Menschen eine Ausflucht aus schwierigen familiären Situationen bieten soll, scheint selbst zu einem belastenden Ort geworden zu sein.

102 Plätze gibt es beim KJND offiziell, doch untergebracht sind dort vermutlich deutlich mehr Kinder und Jugendliche. Die Linke, die die Zahlen beim Senat erfragt hat, geht von bis zu 120 Kindern aus. Genaue Zahlen können aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ermittelt werden. In wenigen Fällen wurden sogar Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren aufgenommen, obwohl für diese Altersgruppe eigentlich Kinderschutzhäuser oder die Unterbringung bei geeigneten Personen vorgesehen ist.

Betreuer zählen 350 "besondere Vorkommnisse"

Im Juni 2024 verbrachten Jungs im Durchschnitt 64,5 Tage beim KJND, Mädchen 39,8 Tage. Die längste Verweildauer lag bei 390 Tagen, es handelte sich dabei um einen Jungen zwischen 14 und 18 Jahren. Mehr als die Hälfte der untergebrachten Kinder und Jugendlichen sind unbegleitete Geflüchtete, die teilweise in Containern auf dem Gelände wohnen.

Seit Januar 2024 bis Ende Juni gab es rund 350 sogenannte "besondere Vorkommnisse" und bis zu 280 Polizeieinsätze. Bis zu 101 Fälle von Körperverletzung wurden beobachtet, außerdem gab es unter anderem 29 Fälle von Drogenmissbrauch, bis zu 30 Übergriffe auf Betreuer, 35 Sachbeschädigungen und bis zu 42 Bedrohungen. Auch Selbstverletzungen (acht Fälle) und fünf Suizidversuche wurden registriert.

"Die Lage ist katastrophal"

Hinzu kommt eine schwierige Situation beim Personal der Einrichtung. Vier Angestellte des KJND gelten derzeit als langzeiterkrankt, bis zu drei Angestellte haben Anzeichen von Überlastung gemeldet.

Eine Entlastung ist kaum in Sicht: Zwar sind neun pädagogische Stellen durch den Senat ausgeschrieben, doch insgesamt herrscht an der Feuerbergstraße Bedarf für mehr als 12 unbesetzte Stellen. Und selbst für die ausgeschriebenen Jobs hat sich bislang noch niemand beworben.

Sabine Boeddinghaus, familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, zeigte sich schockiert über die Zahlen. "Ich bin fassungslos über das Schweigen des Senats. Die Lage ist katastrophal – und sie wird das auch bleiben, wenn nicht endlich etwas passiert", sagte sie. Ihr Vorschlag: Der Senat müsse sich um eine "dezentrale und eine dezentrale Jugendhilfe, direkt im Sozialraum der Kinder" bemühen.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
  • Linksfraktion Hamburg: Pressemitteilung vom 22. Juli 2024
  • Hamburgische Bürgerschaft: Drucksache 22/15693 vom 9. Juli 2024
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