Frankfurt am Main Arbeitsagentur: Hessens Arbeitsmarkt brummt auch 2022
Den Menschen in Hessen geht die Arbeit auch im neuen Jahr nicht aus. Die Regionaldirektion der Arbeitsagentur rechnet für das Jahr 2022 mit einer weiteren Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Jobs wie auch mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahl. "Das einzige echte Risiko für den Arbeitsmarkt wären tatsächlich großflächige und langanhaltende Corona-Lockdowns. Damit rechne ich allerdings nicht", sagte Direktionschef Frank Martin der Deutschen Presse-Agentur.
Laut seiner Prognose wird die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in Hessen im Jahr 2022 um 1,5 bis 2,0 Prozent steigen. Bereits heute liege das Bundesland 0,7 Prozent über dem Niveau vor der Krise. Zeitgleich werde die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen um rund 10 Prozent auf 161.000 im Jahresschnitt zurückgehen. Damit werde das Vorkrisen-Niveau dann auch deutlich unterschritten.
Im Winter sei zwar mit einem kurzfristigen Anstieg der Kurzarbeit zu rechnen, was man auch bereits an den Anmeldungen der Betriebe sehen könne. Es handele sich aber keinesfalls um einen Umfang wie zum Höhepunkt der Corona-Krise, als zwischenzeitlich in Hessen im Mai 2021 mehr als 470.000 Menschen in Kurzarbeit waren. Während der gesamten Krise habe auf dem hessischen Arbeitsmarkt eine hohe Fluktuation geherrscht, beschrieb Martin die Lage. "Wir hatten zu jedem Zeitpunkt zahlreiche Vermittlungen." Rund 45.000 Männer und Frauen meldeten sich zusätzlich arbeitslos.
Daneben hätten auch viele Mini-Jobber und anderweitig geringfügig Beschäftigte ihre Tätigkeiten gewechselt, so dass nun bestimmte Branchen wie die Gastronomie Schwierigkeiten hätten, genug Leute für den Neustart zu finden. Es bestehe die Gefahr, dass im kommenden Jahr viele Betriebe wegen fehlender Arbeitskräfte nicht so agieren könnten wie geplant. Wenn der Fachkräftemangel zur Wachstumsbremse werde, müsse über zusätzliche Anreize nachgedacht werden. Dies könnten bessere Arbeitsbedingungen genau so sein wie höhere Bezahlung.
Der Fachkräftemangel werde sich im kommenden Jahr verschärfen, weil insbesondere die Zuwanderung aus dem Ausland während der Pandemie nahezu zum Erliegen gekommen sei, sagte Martin. Hier müssten die Regeln und Verfahren laufend überprüft werden. Eine positive Wirkung erwartet der Direktionschef durch höhere Mindestlöhne, wie sie die neue Bundesregierung mit einem Stundensalär von 12 Euro angekündigt hat. Bereits zum Jahreswechsel steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 9,82 Euro. Im Inland müssten die Übergänge im Bildungssystem sowie die Weiterbildung verbessert werden, um mehr ungelernte Arbeitskräfte zu Fachkräften zu entwickeln.
Martin appellierte an die Betriebe, den Schülern und Schülerinnen wieder mehr Praktikumsplätze anzubieten. Dieses wichtige Instrument zur Berufsorientierung sei seiner Einschätzung nach während der Pandemie "quasi weggefallen". "Das ist ein Riesenproblem für kleinere Betriebe, die wenige oder gar keine Initiativbewerbungen erhalten." Gerade für Schülerinnen und Schüler, die kein Studium anstreben, seien Praktika extrem wichtig, um den richtigen Beruf zu finden.