"Wir konnten sie nicht schützen" Frankfurt gedenkt: Hanau-Anschlag bleibt "Wunde, die nicht heilt"
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Frankfurt gedachte des rassistischen Anschlags von Hanau mit einer bewegenden Zeremonie. Städteübergreifend finden Gedenk- und Solidaritätsaktionen für die Opfer statt.
Am Dienstag hat die Stadt Frankfurt mit einer Gedenkstunde vor der Paulskirche an den rechtsterroristischen Anschlag von Hanau vor fünf Jahren erinnert. Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter neun Hanauer Bürger – "einer der schlimmsten rassistischen Anschläge der Nachkriegszeit", wie es in der Mitteilung der Stadt Frankfurt heißt.
"Es ist wichtig, dass wir erinnern und ihre Namen sagen: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Fatih Saraçoğlu. Sie bleiben unvergessen. Wir konnten sie nicht schützen", sagt Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Josef appelliert an die Gäste in der Paulskirche, gegen Hass und Hetze zusammenzustehen.
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"Der Anschlag von Hanau ist eine Wunde, die nicht heilt"
Auch Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) findet Worte während der Gedenkstunde: "Der Anschlag von Hanau ist eine Wunde, die nicht heilt". Sie sei tief beeindruckt von dem Mut und der Kraft der Angehörigen aus Hanau. Als Initiative 19. Februar und in der Bildungsinitiative Ferhat Unvar würden sie sich seit fünf Jahren für eine würdige Erinnerungskultur, für Gerechtigkeit, Aufklärung und Versöhnung einsetzen. "Niemals werden wir der mörderischen Ideologie des Rassismus gleichgültig gegenüberstehen. Und niemals werden wir diejenigen vergessen, deren Leben uns geraubt wurden", sagt Eskandari-Grünberg.
Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (Grüne) kommt bei der Gedenkstunde auch auf die aktuelle Debatte über Migration zu sprechen. Diese offenbare für sie, dass es nicht nur ein kleiner Teil der Gesellschaft sei, der zwischen zugehörig und nicht zugehörig unterscheide. Für Arslaner sei dies Rassismus, aus dem wiederum Gewalt erwachse. "Miteinander, in der Gemeinschaft der Menschen, die hier leben, treten wir den Worten und Taten, die unsere Gesellschaft mit Hass und gewalttätigen Ideologien vergiften wollen, gemeinsam entgegen", sagt die Stadtverordnetenvorsteherin.
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5 Jahre Hanau: Bundesweite Gedenk- und Solidaritätsaktionen
Am heutigen Mittwoch, 19. Februar um 10 Uhr, haben Mike Josef, Eskandari-Grünberg und Arslaner vor dem Gedenk-Graffito unter der Friedensbrücke einen Kranz niedergelegt. Auf dem Graffito sind die Gesichter der neun Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau abgebildet.
Auch zum fünften Jahrestag des Anschlags wird bundesweit zu dezentralen und vielfältigen Gedenk- und Solidaritätsaktionen aufgerufen. In Frankfurt sind zwei Demonstrationen angemeldet: Eine beginnt am Mittwoch um 18 Uhr an der Hauptwache, eine weitere startet im Stadtteil Preungesheim um 17 Uhr am Gravensteinerplatz.
Bundespräsident Steinmeier am Mittwoch in Hanau
In Hanau selbst werden am Mittwoch um 12 Uhr Politiker und Hinterbliebene bei einer offiziellen Gedenkstunde an die neun Opfer erwartet. Sprechen werden mitunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Angehörige der Ermordeten.
Um 9 Uhr hat ein Imam an den Gräbern der auf dem Hanauer Hauptfriedhof bestatteten Opfer gebetet. Ein weiteres Gebet findet um 16.30 Uhr statt. Zudem sind Trauerbekundungen an den Gräbern weiterer Opfer auf dem Friedhof Offenbach (14 Uhr) und auf dem Friedhof in Dietzenbach (15 Uhr) geplant. Am Abend will die Initiative 19. Februar an den beiden Tatorten der Toten gedenken.
- Pressemitteilung der Stadt Frankfurt vom 18. Februar 2024
- 19feb-hanau.org
- Nachrichtenagentur dpa