Prozessauftakt in Frankfurt Ex-Pfarrer schweigt vor Gericht zu Vergewaltigungsvorwurf
Ein ehemaliger Pfarrer schweigt zum Prozessbeginn im Frankfurter Landgericht zu Vorwürfen der Vergewaltigung. Seine Rechtsanwältin beklagt gesundheitliche Verhandlungsunfähigkeit.
Ein ehemaliger Pfarrer, der eine Jugendliche vergewaltigt haben soll, hat zum Prozessbeginn im Frankfurter Landgericht nichts zu den Vorwürfen gesagt. Er sei aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig, monierte seine Rechtsanwältin und beantragte eine Einstellung des Verfahrens. "Mit einem solchen Mandanten eine Einlassung vorzubereiten, ist ausgeschlossen."
Der Psychiater, der den 65-Jährigen untersucht hatte, sah diesen dagegen als "prinzipiell verhandlungsfähig". Es gebe zwar neurologische Befunde, aber keiner passe zu der von ihm präsentierten Amnesie. Möglicherweise habe der Mann "eine Motivationsproblematik", so der Gutachter. Die Strafkammer wies schließlich den Antrag der Rechtsanwältin ab.
Auf die üblichen Eingangsfragen der Richterin etwa zu seinem Namen, Wohnort und Familienstand antwortete der Angeklagte stets mit: "Weiß ich nicht." Zuvor war der Mann gestützt auf einem Rollator im Gerichtssaal erschienen.
Vergewaltigung im Klassenzimmer?
Zur Tatzeit war er als Pfarrer für eine freikirchliche Gemeinschaft in Frankfurt tätig gewesen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich im Frühjahr 2009 an einer damals 14-Jährigen im Rahmen des Konfirmationsunterrichts sexuell vergangen und sie über ein Jahr später in dem Klassenraum einer Frankfurter Schule, wo er als Religionslehrer unterrichtete, vergewaltigt zu haben. Laut Auskunft ihrer Rechtsanwältin hatte die damals Jugendliche das Erlebte zunächst verdrängt. Die mittlerweile 29-Jährige soll kommende Woche als Zeugin aussagen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Prozess gegen den Ex-Pfarrer im Landgericht beginnen sollen. Er wurde ausgesetzt, weil zunächst festgestellt werden musste, ob der Mann verhandlungsfähig ist. Der Angeklagte steht unter Betreuung und lebt in einem Pflegeheim. Die Strafkammer hat den Fall vorerst bis Mitte November terminiert.
- Mit Material der dpa