Public Viewing Party am Main: "Wie ein Festival, nur geiler"
Kick-Off am Main: Zum Start des Eröffnungsspiels Deutschland gegen Schottland herrscht in der Frankfurter Fanzone ausgelassene Stimmung.
"Oh, wie ist das schön!", sangen ein paar Fans schon vor Abpfiff. Mit wehenden Fahnen, Jubel und Schlachtgesängen haben Tausende Menschen in der Frankfurter Fanzone den furiosen Auftaktsieg der deutschen Nationalmannschaft gefeiert. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann gewann das Eröffnungsspiel am Freitagabend in München gegen Schottland 5:1 (3:0) - die Tore sorgten auch am Mainufer für Euphorie und Freudentaumel. Und: Selbst ein paar Schotten führten anlässlich des einzigen Tors ihrer Mannschaft ein kleines Freudentänzchen auf.
"Nach den Corona-Jahren ist es cool, solch ein großes Ereignis mitzuerleben - und das auch noch im eigenen Land", sagte die 25-jährige Anna, die extra aus Mainz gekommen ist. Die Atmosphäre sei überragend. Und der Frankfurter Student Jannik, ausgestattet mit schwarz-rot-goldener Kette, Armband und Gürtel legt sich nach Spielende fest: "Wir werden Europameister!" An der ausgelassenen Stimmung konnte auch der Nieselregen nichts mehr ändern, der in der zweiten Halbzeit allmählich einsetzte.
Laut Polizei kamen bis zum Anpfiff mehr als 14.000 Menschen in die offizielle Fanzone, später verwiesen die Beamten in Sachen Zahlen jedoch an den Veranstalter. Dieser sprach nach dem Spiel von 30.000 Besuchern. Laut Polizei hatte es keine Probleme gegeben. "Insgesamt ist alles friedlich geblieben", sagte ein Sprecher.
"Ich mag Deutschland einfach"
"Was für eine großartige Kulisse", sagte Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef am Abend zur Begrüßung. "Lasst uns Europa zeigen", was für eine weltoffene, gastfreundliche und internationale Stadt im Herzen von Europa liege.
Schon drei Stunden vor Anpfiff feiern Schotten in Fan-Montur und mit Fahnen laut und fröhlich in einem Pub in der Nähe der Frankfurter Börse. Und auch in der Fanzone am Main konnte man am Nachmittag Kilts, schottische Flaggen und allerlei dunkelblaue und weiß-blaue Fan-Utensilien erblicken und das unverkennbare Schottisch hören. Später mehrten sich dann die Deutschlandtrikots in Weiß, Pink und Grün, je näher der Anpfiff zum Auftaktspiel rückte.
"Ich mag Deutschland einfach. Das Essen ist gut, das Bier ist gut, sagt Graham, der vor Spielbeginn im rot karierten Schottenrock an einem Stehtisch mit neuen Bekannten aus Deutschland steht. Er sei zehn Tage hier, um die EM zu erleben. Die Reise habe er schon gebucht, bevor sich die Schotten qualifiziert hätten: «Das ist jetzt ein Bonus."
"Das ist wie ein Festival"
Auch eine Studentengruppe aus Frankfurt, alles ehemalige Mitschüler, feiert auf der Fanzone. "Das ist wie ein Festival, nur geiler, weil es Fußball gibt", sagte der 23 Jahre alte Tom. Es sei ihr erstes großes Public Viewing, dieser Art. "Zur WM 2006 waren wir noch zu klein", erklärte sein Kumpel Matteo vor Spielbeginn. Und: "Natürlich hoffen wir auf ein neues Sommermärchen." Das Auftaktsieg der Nationalelf bietet schon mal beste Voraussetzungen.
Seit der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 weiß jeder, was eine "Fanmeile" und "Public Viewing" sind: Fußballgucken im Rudel mit viel Bier. Inzwischen heißt die Fanmeile Fanzone. In Frankfurt handelt es sich dabei um ein rund 1,4 Kilometer langes Gelände direkt am Mainufer zwischen Friedensbrücke und Eisernem Steg. Zehn Leinwände und ein schwimmender "Big Screen" mit 144 Quadratmetern Gesamtfläche übertragen alle 51 Begegnungen der EM. Auch in Frankfurt finden insgesamt fünf Spiele statt.
- Nachrichtenagentur dpa