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Russischer Oppositionelle auf Buchmesse: "Wer von Krieg redet, landet im Gefängnis"


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Lage der russischen Opposition
Nawalny-Vertrauter: "Wer von Krieg redet, landet im Gefängnis"

Von Stefan Simon

20.10.2022Lesedauer: 2 Min.
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Leonid Wolkow ist ein russischer Oppositioneller und präsentiert auf der Frankfurter Buchmesse sein Buch "Putinland" (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)
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Auf der Frankfurter Buchmesse diskutieren russische Intellektuelle über die Opposition – und warum sie seit Beginn des Ukraine-Kriegs schwächer erscheint.

"Es tut weh, Russe zu sein", heißt es in einem Text des russischen Autoren Michail Schischkin. Er zählt zu einem der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Schischkin sitzt auf dem Podium im Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse und lauscht den Worten von Sabine Adler, Moderatorin und Osteuropa-Expertin vom "Deutschlandfunk". Sein Blick ist ernst. Das heutige Russland sei ein faschistischer Staat, zitiert sie ihn weiter. "War bei diesen Zeilen Wut dabei?", fragt sie. Schischkins kurze Antwort lautet: "Ja, viel Wut und Frustration. Auch Verzweiflung."

Schischkin nimmt an diesem Donnerstagnachmittag gemeinsam mit dem Autor Leonid Wolkow ("Putinland") und der Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa an der Gesprächsrunde mit dem Titel "Wie viele sind wir? Zur Lage der russischen Opposition" teil.

Rechts neben Schischkin sitzt Wolkow. Er ist ein enger Vertrauter des Oppositionspolitiker Alexey Nawalny, der 2020 einen Giftanschlag überlebte und seit 2021 im Gefängnis sitzt. Als Nawalny im vergangenen Jahr festgenommen wurde, seien im in 180 Städten, Hunderttausende gegen seine Verhaftung auf die Straße gegangen, sagt Moderatorin Adler. "Ein Jahr später beginnt der Angriffskrieg auf die Ukraine. Doch in den 180 Städten herrscht Ruhe. Wo sind die Demonstranten?", fragt sie Wolkow.

Putin lag mit seinen Prognosen falsch

Wolkow widerspricht und hält dagegen, dass bei Protesten gegen Putin und den Krieg gegen die Ukraine mehr als 20.000 Menschen inhaftiert worden seien. "Also, so ganz stimmt es also nicht." Die Strafen und Risiken seien "unheimlich gestiegen", sagt er. "Wer öffentlich den Krieg als ebenso jenen bezeichnet, kann mit bis zu 15 Jahren Gefängnis rechnen. Wir sehen, wie gut Putin vorbereitet ist. Er hat schon vor ein paar Jahren damit begonnen, jegliche politische Oppositionsstrukturen zu zerstören", erklärt Wolkow.

Putin habe von Beginn an verhindern wollen, dass die Russen protestieren. "Aber er lag mit seinen Prognosen falsch. Ebenso mit jener Prognose, dass er den Krieg schnell gewinnen könnte", so Wolkow.

Auch Schischkin teilt die Meinung von Moderatorin Adler nicht und sagt, jeder, der gegen den Krieg protestiert, sitze im Gefängnis. "Das ist ein guter Grund, die Russen nicht zu hassen." Es tue ihm weh, mit anzusehen, "wie Tausende Männer nach der Mobilmachung wie Schafe in den Tod" getrieben würden.

Ein langsamer Weg in die Diktatur

Irina Scherbakowa sieht als Historikerin weitere Gründe, warum die Proteste gegen den Krieg nicht so stark seien und warum es eine Zeit dauerte, bis mehr Russen den Angriffskrieg kritisierten. Der Weg in die Diktatur sei kein Rutsch gewesen, sagt sie. "Es war ein langsamer Schritt und eine langsame Gewöhnung weg von der Demokratie. Das hat die Leute zersetzt."

Für den Widerstand bräuchte man Strukturen. Doch diese seien zerschlagen worden, so Scherbakowa. "Nawalnys Leute wurden entweder verhaftet oder mussten fliehen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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