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Witten: Auf diesem Bauernhof dürfen Besucher mit Kühen kuscheln


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Vernachlässigte Tiere
Mit Kühen kuscheln, wenn sie wollen


Aktualisiert am 27.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Der Lebenshof in Witten: Gründerin Angelina Dobrowolny streichelt das Rind Dominik.Vergrößern des Bildes
Der Lebenshof in Witten: Gründerin Angelina Dobrowolny streichelt das Rind Dominik. (Quelle: Judith Malter)

Auf einem Hof in Witten leben alte, vernachlässigte Kühe. Ihre Streicheleinheiten bekommen sie von Besuchern.

Auf den ersten Blick sieht der Lebenshof in Witten-Herbede aus wie ein gewöhnlicher Bauernhof: ein Haus, Stallungen, Wiesen und Kühe. Auf den zweiten Blick wird aber klar: Hier geht es nicht um normale Viehwirtschaft. Hier verbringen Kühe ihren Lebensabend. Besucher können ihnen ganz nahe kommen und im Idealfall auch mit ihnen kuscheln.

Auch andere Höfe bieten das Kuh-Kuscheln an. Der Unterschied: Auf dem Lebenshof in Witten haben die Kühe das Sagen. Angelina Dobrowolny ist Gründerin des Vereins "Schokuhminza" und Betreiberin des Hofes. Sie erklärt das Konzept: "Die Tiere können frei entscheiden, ob sie Lust auf Kontakt haben oder nicht. Viele unserer Rinder sind sehr verschmust und lassen sich gerne bürsten und kommen dann auch freiwillig auf Menschen zu."

Besucher werden dazu eingeladen, mit den Tieren Zeit zu verbringen und sie und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. "Die Begegnungen werden dadurch viel schöner, weil sie auf Augenhöhe passieren und die Bedürfnisse der Tiere respektiert werden", so die 34-Jährige.

Regeln für Kuh-Kontakt müssen eingehalten werden

Ein paar Regeln gibt es dabei allerdings zu beachten. So muss für den Kontakt mit den Kühen vorab auf der Website des Vereins ein Termin vereinbart werden; bei Gruppen werde auf eine überschaubare Größe geachtet, um die Tiere nicht unnötig zu stressen. Kinderbesuche sollten gesondert angefragt werden.

"Wir empfehlen den Besuchern zudem, wetterfeste Kleidung und Gummistiefel zu tragen und am Besuchstag auf Parfüm oder parfümhaltige Produkte zu verzichten", so Dobrowolny.

Mit der Möglichkeit, den Tieren nahezukommen, will der Verein das Bewusstsein dafür schärfen, dass Rinder empfindsame Wesen sind, die soziale Kontakte pflegen und einen einzigartigen Charakter haben.

Hofbewohner eint trauriges Schicksal

Dass ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, dürfte für den Großteil der auf dem Hof lebenden Kühe neu sein. Sie wurden meist gequält, waren völlig verwahrlost, bevor sie befreit wurden. Alle von ihnen haben gesundheitliche Probleme. Auf dem Lebenshof sollen sie nun ihr restliches Leben unter ordentlichen Bedingungen in Frieden verbringen.

Daran, dass es den Hof überhaupt gibt, ist Tobi maßgeblich beteiligt. Angelina Dobrowolny entdeckte das Holstein-Rind auf einem vermeintlichen Biohof. Tobi war angebunden in einer dunklen Stallecke, die Kette war schon eingewachsen an seinem Hals. Tierschützerin Dobrowolny postete ein Foto des Tieres auf Facebook. Es kamen zahlreiche Nachrichten zurück, mit der Bitte, Tobi zu helfen – und das tat Angelika Dobrowolny. Daraufhin wuchs bei ihr der Wunsch, weiteren Tieren zu helfen, und sie gründete den Verein mit dem Namen "Schokuhminza".

Hof noch nicht fertiggestellt

Mittlerweile leben zwölf Rinder auf dem im April 2024 eröffneten Gnadenhof. Drei weitere Tiere sind in Pensionen untergebracht, da der Hof derzeit keinen Platz für weitere Tiere hat. Dobrowolny und ihre ehrenamtlichen Kollegen erhalten jedoch sehr viele Anfragen. "Alle Tiere können wir leider nicht aufnehmen", sagt sie. Die Auswahl erfolge sorgfältig. Für die Rinder, die der Hof selbst nicht beherbergen könne, werde versucht, mithilfe der Initiative "Kuhnection" eine Unterbringung auf anderen Lebens- und Pensionshöfen zu ermöglichen.

Damit auch zukünftig weiterhin Tiere auf dem Hof aufgenommen werden können, muss jedoch noch einiges passieren. "Ställe, Weiden und der Reitplatz müssten für den Winter vorbereitet werden", erklärt Angelina Dobrowolny. Dies könne nur schrittweise geschehen, weil sich der Verein durch Spenden finanziere.

Neben Spenden für den Verein "Schokuhminza" ist auch Hilfe bei den Arbeiten auf dem Hof immer willkommen. Genauso wie alle Besucher, die einfach nur mal Kühe sehen und vielleicht mal mit ihnen kuscheln möchten.

Verwendete Quellen
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