Entlassungspläne bei Thyssenkrupp Betriebsrat und IG Metall kämpfen um Arbeitsplätze
Bei Thyssenkrupp soll neben der Produktionskapazität auch die Anzahl der Mitarbeiter abgebaut werden. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen das nicht hinnehmen.
Großes Beben bei Thyssenkrupp Steel: Nachdem der Stahlriese am Donnerstagabend bekannt gegeben hat, dass die Produktionskapazitäten in Duisburg-Bruckhausen um rund ein Viertel gekürzt werden soll, bangen Tausende Mitarbeiter um ihren Job.
Mit der Verringerung der Kapazitäten werde "auch ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein", heißt es in einer Mitteilung von Donnerstagabend. Dieser werde auch nachgelagerte Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen.
Eine Tatsache, die sowohl der Gesamtbetriebsrat der Thyssenkrupp Steel AG als auch der Gewerkschaft IG Metall nicht dulden. "Nach wochenlangen Spekulationen ist die Katze jetzt aus dem Sack. Die Ankündigung eines neuen Plans mit einem Betriebspunkt von 9,5 Mio. Tonnen ist ein harter Einschnitt in unser Netzwerk. Wir fordern Zukunft statt Kündigung", heißt es etwa in einer gemeinsamen Stellungnahme vom Freitag.
"Tarifverträge bricht man nicht"
"Wir haben einen gültigen Tarifvertrag Zukunft Stahl 20-30 bis März 2026, der den Erhalt der Standorte und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen regelt. Daran lassen wir nicht rütteln, da ziehen wir rote Linien" so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Thyssenkrupp Steel Europe AG, Tekin Nasikkol.
Stattdessen solle der Vorstand in die Pflicht genommen werden und ein industrielles Konzept vorlegen. Im Nachgang könne dann darüber verhandelt werden. "Unsere Voraussetzung für Verhandlungen über eine Neuaufstellung des Unternehmens ist ein harter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über März 2026 hinaus. Außerdem erwarten wir die konsequente Umsetzung der geplanten und begonnenen Investitionen aus dem gültigen Tarifvertrag. Die Belegschaft hat ihren Beitrag dazu mit dem Abbau von 3.000 Stellen in den letzten Jahren geleistet. Tarifverträge bricht man nicht!", betont Detlef Wetzel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssenkrupp Steel Europe AG.
Der Bezirksleiter der IG Metall in NRW, Knut Giesler, sieht darüber hinaus auch Erklärungsbedarf gegenüber der Politik in Bund und Land: "Letztes Jahr hat die Thyssenkrupp Steel einen Förderbescheid von zwei Milliarden Euro erhalten für den Bau der 1. Direktreduktionsanlage im Duisburger Norden. Neun Monate später wird eine strukturelle Neuaufstellung angekündigt, die Auswirkungen haben wird auf tausende Arbeitsplätze, auch in den weiterverarbeitenden Industrien in Nordrhein-Westfalen. Damit erzeugt man kein Vertrauen", mahnt er.
Belegschaftsversammlung am 30. April in der MSV-Arena
Thyssenkrupp müsse sich seiner Verantwortung für Duisburg, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen, das Sieger- und Sauerland bewusst sein. "Wir werden nicht akzeptieren, dass zigtausende Menschen um ihren Job bangen müssen", betont die Gewerkschaft.
Auch Ali Güzel, Betriebsratsvorsitzender des betroffenen und zugleich größten Stahlstandortes in Europa in Duisburg-Hamborn/Beeckerwerth unterstützt die Aussagen seiner Betriebsrats- und Gewerkschaftskollegen. "Die jüngsten Ankündigungen des Vorstandes der thyssenkrupp Steel Europe AG sind besorgniserregend. Die Produktionskapazität soll von 11,5 Mio. Jahrestonnen auf 9,5 Mio. Jahrestonnen abgesenkt werden – inklusive Personalabbau. Eins ist klar: Wir haben einen gültigen Tarifvertrag Zukunft Stahl 20-30, der bis März 2026 gilt und den Erhalt der Standorte regelt und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt". Auch er plädiert auf die Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen. "Hier ziehen wir eine rote Linie: Tarifverträge bricht man nicht!"
In einer Konferenz der Betriebsräte am heutigen Freitag, an der rund 200 Betriebsräte teilnehmen, soll nun nochmals auf die anstehende Belegschaftsversammlung in der Arena des MSV Duisburg am 30. April aufmerksam gemacht werden. Zu der Veranstaltung sind die Belegschaften aller Standorte eingeladen. "Wir erwarten einen Großteil der 27.000 Kolleginnen und Kollegen und werden unseren Forderungen Nachdruck verleihen."
- Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrats von Thyssenkrupp Steel Europe und der IG Metall vom 12. April 2024 (per E-Mail)
- Anfrage beim Gesamtbetriebsrat/Betriebsrat DU-Hamborn/Beeckerwerth vom 12. April 2024 (per E-Mail)