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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rheinpegel steigt wieder Droht Duisburg und Umgebung eine erneute Hochwasserwelle?
Anhaltende Regenfälle lassen den Rheinpegel erneut bedrohlich ansteigen. In Duisburg droht die vierte Hochwasserwelle seit November.
Eigentlich sah es nach Weihnachten so aus, als würde sich die Hochwasserlage am Rhein allmählich beruhigen, waren die Pegelstände in Duisburg und Umgebung seit dem 27. Dezember doch deutlich gesunken. Nun deutet allerdings vieles auf eine weitere Hochwasserwelle in der Ruhrgebietsstadt hin.
An den Weihnachtstagen hatte der Pegelstand in Duisburg-Ruhrort mit 9,47 Metern seinen höchsten Stand erreicht. Seither war das Wasser auf bis zu 6,76 am Dienstagabend zurückgegangen. Grund zur Entwarnung ist das allerdings noch lange nicht. Denn laut Prognosen des Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice der deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (ELWIS) soll der Rheinpegel ab Mittwoch wieder drastisch ansteigen – und sogar die Marke von neun Metern könnte am Ende der Woche überschritten werden.
Die "Wahrscheinlichkeitsbasierte 14-Tage-Vorhersage" schließt sogar ein Ansteigen des Rheinpegels in Duisburg auf bis zu zehn Meter nicht aus, ihr zufolge sei dies allerdings sehr unwahrscheinlich. Dennoch: Die Überschreitungswahrscheinlichkeit für die Hochwassermarke I (Duisburg-Ruhrort: 930 cm) liegt laut Vorhersage am Samstag bei immerhin 43 Prozent. Dieser Wasserstand entspräche laut Warnsystem aber noch einer "mäßigen Hochwassergefährdung".
Deutscher Wetterdienst prognostiziert Starkregen und Unwetter
Bereits ab einem Pegelstand von sieben Metern gelten in Duisburg erste Einschränkungen, die Schifffahrt wird ab einem Pegelstand von 9,30 Metern eingeschränkt. Ab einem Wasserstand von etwa 9,80 Metern wäre eine Überflutung des Landesarchivs, der Gastronomie am Innenhafen und des Stadtbahntunnels zudem nicht mehr gänzlich auszuschließen.
Auch die Vorhersage des Deutschen Wetterdiensts (DWD) deutet ein erneutes Ansteigen der Gewässerpegel in ganz NRW an. Vor allem im Südosten Nordrhein-Westfalens komme es demnach zu Unwettern und Dauerregen. Die Warnungen gelten für den Kreis Siegen-Wittgenstein, den Oberbergischen Kreis, Teile des Märkischen Kreises, des Rheinisch-Bergischen Kreises, des Rhein-Sieg-Kreises, des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie des Kreises Olpe. Die Unwetterwarnung gilt auch für die Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen.
"Infolge der erneuten Regenfälle stiegen zahlreiche Pegelstände wieder", zitiert die Deutsche Nachrichten-Agentur (dpa) die Wetterexperten. Am Mittwochmorgen verzeichnete das Landesumweltamt an 13 Messstellen eine Überschreitung der Warnstufe 2, bei der Grundstücke oder Keller überflutet werden können. 34 Pegel lagen oberhalb der Stufe 1, bei der land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können.
Experte schließt erneute Hochwasserwelle nicht aus
Auch Christian von Spiczak, Mitglied der ehrenamtlichen Initiative Deich-Verteidigung, die ihre Einsatzschwerpunkte in NRW entlang der Lippe (insbesondere Hamm), der Ruhr (u. a. Oberhausen) und im Märkischen Kreis hat, hält ein erneutes Ansteigen der Pegel an Rhein, Ruhr und Umgebung und ein damit verbundenes Hochwasser nicht für unwahrscheinlich. Er erklärt: "Die letzten Wochen und Monate hat es phasenweise ununterbrochen geregnet. Dies führt zu einer Sättigung der oberen Bodenschichten mit Wasser – der Boden kann kein Wasser mehr aufnehmen. Weitere Niederschläge gelangen dadurch schneller in Gewässer, wodurch die Pegel der Flüsse und Bäche konstant sehr hoch sind. Kommt es dann zu ergiebigem Dauerregen, wie vor Weihnachten oder zwischen den Jahren, steigen die Pegel rascher an und es kommt zu Hochwasser".
Im Unterschied zu anderen Gebieten begrenze sich der Raum für massive Niederschläge allerdings in NRW nicht, sondern verteile sich auf die gesamten Flusseinzugsgebiete. "Dadurch haben beinahe alle Zuläufe Hochwasser und in der Folge auch die großen Gewässer", so von Spiczak. "In NRW sind dies vorrangig die Einzugsgebiete von Ruhr (Sauerland), Weser (Weserbergland) und Lippe (Lipperland, Münsterland, Ruhrgebiet), wodurch diese Gewässer Hochwasser führen. Die Weser führt, nach dem Zusammenflusse mit den ebenfalls Hochwasser führenden Flüssen Aller und Leine, in weiten Teilen von Niedersachsen zu Hochwasser."
"Auch der Rhein führt seit Wochen ungewöhnlich viel Wasser und hatte bereits mindestens vier Hochwasserwellen, eine weitere ist im Anmarsch. Die Hochwasserwellen des Rheins sind aber alle unterhalb von kritischen Werten gewesen. Hier kam es nur vereinzelt zu kleineren Maßnahmen" so von Spiczak, Grund zur Sorge bestehe demnach in Duisburg und Umgebung trotz steigender Pegel allerdings noch nicht – auch, weil Stadt und Kommunen gut auf das erneut drohende Hochwasser vorbereitet sind. "Die Aufgaben zur konkreten Vorbereitung liegen bei den Kommunen in den Hochwasserrisikogebieten entlang der Flüsse", erklärt von Spiczak. Dort bestünden in der Regel Notfallpläne, bei welchem Wasserstand welche Maßnahmen zu ergreifen sind. "Dazu gehört vor allem das Verschließen von Schutztoren, die Sperrung überschwemmungsgefährdeter Bereiche und die Warnung der Bevölkerung vor Hochwasser", so der Experte.
Gegenmaßnahmen bei Gefährdung von Gebäuden
Komme es zur direkten Gefährdung von Gebäuden oder anderen Einrichtungen, werden durch die Gefahrenabwehrbehörden, wie in NRW etwa die Feuerwehr, Gegenmaßnahmen ergriffen. "Dann werden Sandsäcke zu Dämmen gestapelt oder mobile Deichsysteme aufgebaut. Auch diese Maßnahmen sind in der Regel vorbereitet und vorgeplant und werden ab bestimmten Wasserständen umgesetzt", erklärt der Hochwasserexperte.
- elwis.de: "Wasserstände & Vorhersagen an schifffahrtsrelevanten Pegeln" vom 3. Januar 2024
- duisburg.de: "Pegelstand Duisburg Ruhrort (letzte 20 Tage)" vom 3. Januar 2024
- waz.de: "Hochwasser: Rheinpegel steigt ab Mittwoch wieder schnell an" vom 2. Januar 2024
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- Gespräch mit Christian von Spiczak, Mitglied der Initiative Deich-Verteidigung am 2. Januar 2024
- deich-verteidigung.de: "Ursachen und Entstehung von Hochwasser" vom 3. Januar 2024
- Eigene Recherche