Staatsschutz ermittelt in Essen Stolpersteine aus dem Boden gerissen und gestohlen
Unfassbare Tat in Essen-Steele: Unbekannte haben dort zwei Stolpersteine aus dem Boden gebrochen und diese entwendet. Anwohner zeigen sich entsetzt.
Vor dem Haus in der Dahlhauser Straße 20 im Essener Stadtteil Steele ist gut zu sehen, dass etwas anders ist. Wo zuvor zwei Gedenksteine in den Boden eingelassen waren, sind nun zwei notdürftig mit Sand, Wachs und Steinen gefüllte Löcher im Boden zu erkennen. Denn in der Ruhrgebietsstadt haben Unbekannte zwei Stolpersteine gestohlen. Mit den in den Boden eingelassenen Messingplatten wird an vielen Stellen in Deutschland an Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder ermordet wurden.
Das Fehlen der zwei Stolpersteine sei vor einigen Tagen entdeckt worden, sagte eine Polizeisprecherin der Nachrichtenagentur "dpa" am Samstag auf Anfrage. Da ein politischer Zusammenhang nicht ausgeschlossen werde, habe der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen, erklärte die Polizei weiter. Über mögliche Täter ist noch nichts bekannt, die Polizei hält es laut dem "WDR" sogar für möglich, dass es sich um zwei verschiedene Täter handelt, da die Steine offenbar nicht zum gleichen Zeitpunkt entwendet wurden.
Wie der "WDR" weiter berichtet, liegen in den im Boden eingelassenen Öffnungen an der Dahlhauser Straße normalerweise sogar drei Stolpersteine. Sie wurden dort zum Gedenken an die ehemaligen Hausbewohner Abraham, Siegfried und Auguste Kongrecki installiert, die von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Zwei von ihnen wurden ermordet. Nach dem Entwenden zweier dieser Steine habe die Polizei den dritten Stein vorsichtshalber ebenfalls mitgenommen, um einen weiteren Diebstahl zu vermeiden, erklärt der "WDR".
Anwohner zeigen sich geschockt vom Diebstahl
Anwohner des Essener Stadtteils zeigen sich im Gespräch mit dem Radiosender entsetzt von der Tat. "Ich finde das entsetzlich, ganz furchtbar, dass mit diesem wichtigen Mahnmal so umgegangen wird. Ich interpretiere es für mich persönlich so, dass das Gedenken an die Gräueltaten der Nazis gründlich ausgelöscht werden soll", erklärt beispielsweise Irene Wollenberg, die sich im Bündnis "Steele bleibt bunt" gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert.
Auch Ingrid Niemann, die seit vielen Jahren über Opfer des Nationalsozialismus im Stadtteil Steele recherchiert, zeigt sich laut WDR betroffen von dem Diebstahl. Die Steine waren auf ihre Initiative hin, gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig, verlegt worden. Insgesamt 59 Steine seien an verschiedenen Stellen in den Boden eingelassen worden, die zwei Verschwundenen erst vor etwa vier Wochen. Niemann vermutet eine antisemitische Tat, die Polizei allerdings ermittelt im Moment in alle Richtungen, will zum Beispiel auch einen Metalldiebstahl auch nicht ausschließen, heißt es.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- wdr.de: "Stolpersteine in Essen verschwunden"