Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Flieger konnte starten Jugendgruppe aus Essen in NRW angekommen
Eine Jugendgruppe aus Essen plante tagelang ihre Evakuierung aus Israel zurück nach Deutschland. Jetzt sind sie wieder zurück in Deutschland.
Die Austauschgruppe des Stadtverbandes Essener Kinder- und Jugendverbände (SEJ) hat sich bis Dienstagnachmittag noch in Israel aufgehalten. Sie warteten am internationalen Flughafen Ben Gurion nahe Tel Aviv, dass sie endlich nach Hause fliegen können. Mittwochnacht landete der Flieger dann in Köln.
Der Betreuer der sechs Jugendlichen, Gordon Wenzek, sprach mit t-online über die Situation am Flughafen. Am Mittwochmorgen gab es neue Informationen. Das Flugzeug der türkischen Airline "Anadolujet" konnte gegen 17 Uhr losrollen aus Israel starten. Über einen Zwischenstopp in Istanbul ging es nachts weiter nach Köln, wo die Eltern die Jugendlichen in Empfang nehmen konnten. "Wir sind alle heute Nacht gut zu Hause angekommen", sagte Wenzek am Mittwochmorgen.
Zuvor war die Gruppe stündlich in Kontakt mit den Eltern gewesen. "Sowohl für die Jugendlichen als auch für die Eltern ist Ehrlichkeit und Information wichtig."
Raketenangriff während des Gesprächs
Bereits am Morgen fuhr die Gruppe mit viel zeitlichem Puffer zum Flughafen. Auf der Fahrt erklärte ihnen der Fahrer, wie sie sich im Falle eines Raketenalarms zu verhalten hätten: "Türen auf und raus aus dem Auto. Dann sofort auf den Boden schmeißen, in Deckung gehen und nach zehn Minuten geht es weiter", schildert Gordon Wenzek. Zu so einem Vorfall kam es glücklicherweise nicht, sie kamen sicher an.
Während des Telefonats mit t-online am Flughafen gingen dann die Sirenen los – Raketenalarm. Wenzek, die anderen Betreuer und die Jugendlichen mussten sofort Schutz in einem der Bunker suchen. Sie hätten schon automatisch Ausschau nach diesen Schutzräumen gehalten. "Das war eben ein sehr lauter, dumpfer Knall", sagte Wenzek. Eine unverständliche Durchsage am Flughafen und die Alarmierung durch eine App machten die Menschen aufmerksam. Nach fünf Minuten folgte aber eine Entwarnung.
"Hauptsache, wir bekommen die Kinder hier raus"
Wie Gordon Wenzek erzählt, ist er der Landesregierung NRW und dem Oberbürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen, sehr dankbar. "Die Stadt Essen hat gesagt, wir holen sie da jetzt raus!", sagt Wenzek und macht im Gespräch mit t-online seinem Ärger über das Auswärtige Amt und die Bundesregierung Luft. Demnach hätte die Gruppe über den Landweg nach Jordanien reisen sollen, um von dort aus über Amman zurückzufliegen. Die Lufthansa hätte zudem erst am 16. Oktober fliegen können. Und für die Reise nach Jordanien wären extra Visa nötig gewesen, sagte er.
Wichtig sei es, die Kinder außer Landes zu bringen. Emotional und psychisch ist die gesamte Situation sehr stressig. "Der psychische Stress und was die Jugendlichen emotional erleben, schützt sie irgendwo. Sie machen quasi den Kopf dicht und können abends schlafen und durchschlafen." Gordon Wenzek hingegen schreckte abends "alle zehn Minuten hoch" und hatte keine ruhige Minute.
- Telefonat mit Gordon Wenzek, Betreuer der Jugendgruppe