Prozessauftakt in Essen-Rüttenscheid Anklage wegen versuchten Totschlags – "Wir wollten ihn nicht töten"
Prozessauftakt in Essen: Zwei Männer müssen sich wegen versuchten Totschlags vor Gericht verantworten.
Am Donnerstagmorgen hat der Prozess im Landgericht Essen-Rüttenscheid gegen zwei Essener begonnen. Den beiden Männern wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Im September 2022 sollen sie einen Mann beinahe zu Tode geprügelt haben. Von der Tat existiert Videomaterial. Nun stehen die beiden vor Gericht.
Wie Pressesprecher und Richter Dr. Thomas Kliegel t-online mitteilte, sind insgesamt sieben Termine für den Prozess angesetzt. Am Donnerstag waren die beiden Angeklagten, ein 20-Jähriger und ein 33-Jähriger, zu 9.30 Uhr geladen – beide sind erschienen, obwohl nur einer von ihnen in Untersuchungshaft sitzt.
Mutmaßliche Täter: "Er hat provoziert"
Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. Auf Videomaterial sollen die beiden Angeklagten damals klar zu erkennen gewesen sein. Nach einer TV-Ausstrahlung konnte die Polizei die beiden mutmaßlichen Täter festnehmen. Sowohl der 20-Jährige als auch der 33-Jährige hätten im Gericht zugegeben, die beteiligten Personen im Video zu sein, so Dr. Kliegel. Trotz des Geständnisses gilt jedoch die Unschuldsvermutung bis zum rechtskräftigen Urteil.
"Aber wir wollten ihn nicht töten", sollen sich die beiden Angeklagten vor Gericht geäußert haben. Grund für die Tat sei eine Provokation seitens des 35-jährigen Mannes gewesen. Nach Aussagen des 33-Jährigen soll er sich zudem ausländerfeindlich geäußert haben. Daraufhin hätten sie die Kontrolle verloren.
Beide Parteien waren betrunken
Der 35-Jährige, den die beiden Angeklagten angriffen haben sollen, sei zu dem Zeitpunkt stark betrunken gewesen sein. Das teilte das Landgericht Essen mit. Auch die beiden Angeklagten seien betrunken gewesen. Die mutmaßlichen Täter hätten sich zuvor auf einer Feier kennengelernt. In der Straßenbahn gerieten sie zuerst verbal, dann körperlich mit dem ihnen unbekannten Opfer in Streit. Der 20- und der 33-Jährige sollen auf den 35-Jährigen bis zur Bewusstlosigkeit eingeschlagen und -getreten haben.
Der 35-Jährige erlitt schwere Verletzungen, darunter ein lebensgefährliches Schädel-Hirn-Trauma.
Jugendstrafkammer involviert
Momentan befindet sich der 20-jährige Mann in U-Haft. Bei ihm soll Fluchtgefahr bestehen. Der 33-Jährige ist unterdessen auf freiem Fuß. Bei ihm werde offenbar keine Flucht erwartet.
Wie Dr. Thomas Kliegel t-online sagte, ist die Jugendstrafkammer in dem Fall beteiligt. Zur Tatzeit war der jetzt 20-Jährige noch 19 Jahre alt und gilt somit als Heranwachsender. Für ihn könnte also unter Umständen noch das Jugendstrafrecht gelten, so Kliegel.
Der Prozess zieht sich bis Ende August. Der voraussichtlich letzte Termin ist der 28. August 2023. Es könnte aber auch schon früher ein Urteil fallen, so Dr. Kliegel. Am 2. August 2023 soll dann auch der 35-jährige attackierte Mann vor Gericht angehört werden.
- Telefonat mit dem Landgericht Essen, Dr. Thomas Kliegel
- Pressespiegel des Landgerichts Essen vom 20. Juli 2023