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Mehr sexualisierte Gewalt, mehr digitale Delikte


Erfurt
Mehr sexualisierte Gewalt, mehr digitale Delikte

Von dpa
25.03.2022Lesedauer: 3 Min.

Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten in Thüringen ist im Corona-Jahr 2021 auf den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1993 gesunken. Nur 2019 wurden weniger Delikte erfasst. Insgesamt wurden 130 411 Delikte registriert, das waren 11 522 Fälle oder 8,1 Prozent weniger als im Jahr davor, wie aus der am Freitag in Erfurt veröffentlichten Kriminalstatistik des Innenministeriums hervorgeht. Die Aufklärungsquote lag bei 63,8 Prozent. "Diese Aufklärungsquote ist eine der besten im Bundesdurchschnitt", sagte Innenminister Georg Maier (SPD).

Die insgesamt rückläufigen Fallzahlen erklären sich Experten unter anderem mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Wegen geschlossener Geschäfte, Gaststätten, Freizeiteinrichtungen, Hotels und ausgefallener Großveranstaltungen hätten Gelegenheiten gefehlt.

Mit knapp 33.000 Fällen (25,2 Prozent) stellen Diebstahl-Delikte den größten Anteil dar. "Erfreulicherweise können wir in diesem Bereich einen signifikanten Rückgang um 15,8 Prozent konstatieren", so Maier.

Auf die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen hatte Corona wohl ebenfalls Auswirkungen: Weil sich viele Menschen im Homeoffice befanden und damit das Entdeckungsrisiko für Einbrecher höher war, gingen die Zahlen auch in diesem Bereich zurück - um knapp 3,9 Prozent. Mit 909 Wohnungseinbrüchen 2021 hat sich die Zahl in den vergangenen sechs Jahren um mehr als ein Drittel reduziert.

"Thüringen ist ein sicheres Bundesland mit einer stabilen Sicherheitslage", sagte der Innenminister. Die Wahrscheinlichkeit, in Thüringen Opfer einer Straftat zu werden, liege deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das niedrige Niveau der Fallzahlen ziehe sich durch fast alle Bereiche. "Nichtsdestotrotz gibt es in Thüringen auch Phänomenbereiche, bei denen die Fallzahlen gestiegen sind. Deren Bekämpfung werden wir folgerichtig künftig noch stärker in den Fokus unserer Aktivitäten nehmen", so Maier.

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung etwa registrierte die Polizei in Thüringen eine Steigerung von 25,2 Prozent (plus 457 auf 2274 Delikte). Damit wurden in Thüringen 2021 mehr Fälle denn je registriert. Hier sei vermutlich das Dunkelfeld aufgehellt worden. Dazu zählt vor allem eine Zunahme um mehr als 95,8 Prozent (plus 1022 Delikte) bei den Fällen von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinder- und jugendpornografischer Schriften, also um die Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs.

Diese Steigerungen sind laut Maier mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wesentlichen auf zwei Tendenzen zurückzuführen: Zum einen würden "diese widerwärtigen Straftaten" medial diskutiert und das Bewusstsein der Öffentlichkeit geschärft. So komme es vermehrt zu Anzeigen. Auch würden Hinweise zu Dateien auf US-Plattformen zu erhöhten Fallzahlen im Bereich des sexualisierten Gewalt gegen Kinder führen. Jährlich würden etwa 500 Fälle an die Thüringer Polizei übergeben, sagte Maier.

Auch bei Vermögensdelikten seien die Fallzahlen - wenn auch moderater - gestiegen, sagte Maier. Vor allem im Bereich Cybercrime seien die Fallzahlen stetig ansteigend, das Wachstums- und Bedrohungspotenzial groß. 3291 Delikte seien 2021 registriert worden, fast 13 Prozent mehr als 2020.

In den vergangenen Jahren sei es immer wieder zu schweren Ausfällen, etwa in Unternehmen, Krankenhäusern oder Kommunen gekommen. Als Beispiele nannte Maier etwa die Angriffe auf die Suhler Stadtverwaltung, die Funke Mediengruppe, das Impfportal Thüringen oder die Thüringer Schulcloud. "Die Auswirkungen können wir alle spüren."

Es sei mit einem extrem hohen Dunkelfeld zu rechnen und fehle aktuell an kompetentem Fachpersonal. "Wir müssen hier in jedem Fall auf Augenhöhe bleiben", so Maier. "Die Cyber-Erpresser sind erfindungsreich und werden in technischen Möglichkeiten immer gefährlicher." Die Bedrohung würde voraussichtlich zunehmen.

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