Erfurt Einbruch bei den Bewerberzahlen: Polizei fehlt Nachwuchs
In Thüringen haben sich bislang deutlich weniger Menschen als üblich um eine Ausbildung bei der Polizei beworben. Anfang Dezember lagen für die 300 Stellen des neuen Jahrgangs 2022 rund 640 Bewerbungen vor, wie das Thüringer Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Zum Vergleich: Bis Ende der Bewerbungsfrist für den Jahrgang 2021 hatte es 1548 Bewerbungen gegeben, im Jahr 2019 lag die Bewerberzahl noch bei 1888 und im Jahr 2010 hatte sie noch bei 2982 gelegen. Ursprünglich sollte die Frist für Bewerbungen Ende des Jahres auslaufen, wurde aber nun bis März verlängert, wie ein Sprecher sagte.
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) zeigte sich angesichts dieser Entwicklung besorgt. "Wir erleben in diesem Jahr einen Einbruch der Bewerberzahlen", sagte Maier. Seiner Ansicht nach hätten sich die Bedingungen wie die Bezahlung für Polizisten nicht verschlechtert, "sondern es muss etwas damit zu tun haben, was jetzt gerade Polizistinnen und Polizisten auch aushalten müssen", sagte Maier.
Die vielen Einsätze bei Demonstrationen von Gegnern der Corona-Politik bezeichnete er als starke Belastung für die Beamten. Bei den Protesten seien nicht nur Rechtsextremisten unterwegs, sondern auch bürgerliche Klientel, teils mit Kindern. Dennoch würden bei solchen Demonstrationen Polizisten auch mit Böllern oder anderer Pyrotechnik beworfen, was zu schweren Verletzungen führen könne.
Auch das Image des Berufes habe in der Vergangenheit gelitten. Den Polizistinnen und Polizisten sei es sehr wichtig, dass sie nicht nur vom Innenminister Unterstützung bekommen, "sondern aus der gesamten Gesellschaft für den Job, den sie machen", wie Maier sagte.
Zudem hinterfragte der SPD-Politiker die Anforderungen und das Einstellungsverfahren. "Wir müssen uns auch mal die Frage stellen: Ist unser Bewerbungsprozess noch zeitgemäß?" So sei etwa immer noch gefordert, dass angehende Polizisten mindestens 1,60 Meter groß sind und Tattoos mit der Kleidung überdecken.