Erfurt Bischof Neymeyr: Polarisierung von Gesellschaft und Kirche
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat in seiner Weihnachtspredigt eine Polarisierung von Gesellschaft und Kirche beklagt. Da gebe es zum einen "die Neigung, zu entscheiden, wo es lang geht, ohne mit anderen zu überlegen und zu beraten und gemeinsam den richtigen Weg zu suchen", sagte Neymeyr laut vorab verbreitetem Manuskript am Samstag im Erfurter Dom St. Marien. Zudem sehe er "die Neigung, recht haben zu wollen, dem anderen gar nicht richtig zuzuhören oder ihn in Grund und Boden zu argumentieren".
Jeder Mensch sei auf die Hilfe anderer angewiesen, nicht nur der pflegebedürftige Mensch, so Neymeyr weiter. Er könne nicht alleine das Bistum Erfurt leiten oder sein Brot selbst backen. Er brauche in vielem die Hilfe anderer. "Diese Einsicht kommt mir im Blick auf die Krippe, in der ein Kind liegt, das in Windeln gewickelt ist." Der Blick auf die Krippe könne bescheiden und demütig machen.
Die Krippe führe das vor Augen, was in den Texten und Liedern der Weihnachtsgottesdienste verkündigt und besungen werde: Der große Gott komme als hilfsbedürftiger Säugling in die Welt. Wie alle Babys brauche auch er eine Windel. "So deutlich beschreibt der Evangelist Lukas die Menschlichkeit des göttlichen Kindes. Wir sehen vor uns die Bilder von hilfsbedürftigen kranken Menschen auf der Intensivstation oder die Bilder von frierenden Kindern im Niemandsland zwischen Belarus und Polen."