Erfurt Thüringen erbt große Vermögen: Aber auch Schulden
Thüringen hat in diesem Jahr einen Millionenbetrag von Menschen geerbt, die keine Angehörigen haben. Insgesamt seien bis Ende November aus den sogenannten Fiskalerbschaften mehr als 3,4 Millionen Euro in die Landeskasse geflossen, sagte Finanzministerin Heike Taubert (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Das sei der höchste Betrag innerhalb von drei Jahren. Dabei handele es sich um Spar- und Kontoguthaben, aber auch Immobilien, Wohnungseinrichtungen, Schmuck, Fahrzeuge und sogar Geschäftsanteile an Unternehmen.
Taubert verwies darauf, dass das Land aber auch Schulden erbe - wenn verschuldete Nachlässe von den Erben ausgeschlagen würden. "Der Aufwand bei der Verwertung vor allem von leerstehenden und überschuldeten Grundstücken ist oft sehr hoch."
Das Land springt nach Angaben von Taubert jährlich in etwa 700 bis 800 Fällen als Erbe ein. Diese Zahl sei in der Vergangenheit stetig gestiegen, "sie hat sich derzeit aber auf diesen Wert eingepegelt".
Nach Zahlen des Finanzministeriums erzielte das Land im Gesamtjahr 2019 mehr als 2,8 Millionen Euro aus der Verwertung des Nachlasses von Menschen ohne Erben. Im vergangenen Jahr waren es 2,3 Millionen Euro. Dem standen Ausgaben des Landes beispielsweise für die Sicherung oder Entschuldung von Grundstücken von mehr als einer halben Million Euro allein 2021 gegenüber. 2020 hätten diese Aufgaben sogar doppelt so hoch gelegen. Dabei seien Personal- und Verwaltungskosten noch gar nicht mitgerechnet.
Bei jeder vierten sogenannten Fiskalerbschaft gehörten Grundstücke oder Anteile von Flurstücken zum Nachlass der Menschen, die keine Erben haben. Im Vorjahr seien es 411 Grund- und Flurstücke gewesen, in diesem Jahr bereits 507. Insgesamt habe das zuständige Landesamt für Finanzen 4200 Grund- oder Flurstücke in seinem Bestand, die verwaltet und verwertet werden müssten. Einige seien in einem schlechten Zustand, weil Gebäude oft jahrelang leer standen.
Während ein Teil der Erbschaften von größerem Wert ist - 2021 seien beispielsweise 800.000 Euro an Kontoguthaben aus nur neun Erbschaften geflossen - seien das Gros der Nachlässe überschuldet. Diese müssten abgewickelt werden - bis hin zu überschuldeten Firmen - und Nachlassforderungen anderer befriedigt werden. Wie bei Erbschaften, die an Familienmitglieder gehen, sei oft viel zu regeln: Miet-, Pacht-, Versicherungs- oder Energieverträge müssten gekündigt werden.