Erfurt Suchthilfe sieht bei Cannabis-Legalisierung offene Fragen
Die Thüringer Suchthilfe steht der von der Berliner Ampel-Regierung geplanten kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. "Eine modernisierte Drogenpolitik ist überfällig", sagte der Koordinator der Landesstelle für Suchtfragen, Sebastian Weiske, der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Legalisierung von Cannabis würden Verbraucher von Kleinstmengen entkriminalisiert. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft könnten so entlastet werden, sagte Weiske. Die CDU-Landtagsfraktion lehnt hingegen alle Pläne zur Cannabis-Legalisierung ab.
SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag die seit Jahren umstrittene Legalisierung von Cannabis aufgenommen. Demnach soll Cannabis für Erwachsene künftig zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften erhältlich sein. Die Weitergabe verunreinigter Substanzen werde dadurch verhindert und der Jugendschutz gewährleistet, heißt es in dem diese Woche vorgestellten Koalitionsvertrag. Nach vier Jahren soll das Gesetz überprüft werden.
"Die Ansätze der Schadensminimierung beim Konsum gehen in die richtige Richtung", sagte Weiske. Offene Fragen sieht er allerdings beim Verkauf über Lizenzhändler. Bei der Lizenzierung dürfe es keinen wirtschaftlichen Wettbewerb geben, forderte der Suchtexperte. "Es sollte kein freier und unkontrollierter Markt entstehen."
Das Cannabis müsse in staatlich kontrollierten Verkaufsstellen mit geschultem Personal angeboten werden. Möglich sei, hierbei auch Apotheken einzubeziehen, sagte Weiske.
Zudem dürften in den Lizenzgeschäften nach Ansicht von Weiske nicht noch andere Cannabis-Produkte wie Öl, Lutscher oder Lebensmittel verkauft werden, die mit dem THC-Wirkstoff (Tetrahydrocannabinol) angereichert sind. "Das würde noch andere Zielgruppen ansprechen, deswegen sollten solche Produkte dort nicht angeboten werden."
CDU-Fraktionschef Mario Voigt forderte die Ampelparteien indes auf, komplett auf die Legalisierung zu verzichten. "Die neue Regierung will Deutschland zu einer Kiffer-Republik machen, indem sie eine gesundheitsschädliche Droge zu einem Lifestyle-Produkt umwidmet", sagte er. Voigt verwies auf die Niederlande, Portugal und Kanada, wo Cannabis bereits legal ist. Dort sei zu beobachten, dass der Konsum im Zusammenhang mit der Legalisierung um etwa 30 Prozent steige und die damit verbundenen psychischen Störungen um etwa 25 Prozent höher lägen als in Staaten ohne Legalisierung.