Erfurt Gastwirte und Hoteliers bekommen Flut von Stornierungen
Die verschärften Corona-Regeln in Thüringen sowie abgesagte Weihnachtsmärkte sorgen für eine Stornierungswelle bei Hoteliers und Gastronomen. "Wenn jetzt das Telefon klingelt, dann ist es keine Buchung, sondern eine Stornierung", sagte der Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Erfurt, Olaf Seibicke, am Freitag in Erfurt.
Die neuen Corona-Regeln, die im Gastgewerbe 2G vorschreiben und damit nur Geimpften und Genesenen Zutritt erlauben, würden viele Gäste verunsichern. "Für uns ist es wie ein vorgezogener Lockdown", sagte Seibicke, der selbst Hotelier ist. Thüringen ist derzeit mit Sachsen und Bayern das am stärksten von der Pandemie betroffene Bundesland.
Nach Angaben des Geschäftsführers des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Dirk Ellinger, sind in Thüringens Hotels und Gaststätten so gut wie alle geplanten Weihnachtsfeiern von Firmen, Familien oder Organisationen abgesagt - die Betriebe berichteten in einer Blitzumfrage von einem Anteil von gut 94 Prozent. Aber auch Tagungen und Kongresse würden storniert - fast zu 98 Prozent, so Ellinger.
Für viele Betriebe stelle sich inzwischen die Frage, ob sie aus Mangel an Gästen und Veranstaltungen in den nächsten Wochen schließen sollten. Der Verband erwartet nach Angaben von Ellinger, dass Überbrückungshilfen schnell fließen und das Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten aufgestockt wird.
Bereits in den vorausgegangenen Corona-Wellen hätte sich eine Reihe von Mitarbeitern andere Betätigungsfelder gesucht. Dehoga-Präsident Mark Kühnelt befürchtet, dass sich das Kneipen- und Gaststättensterben in den ländlichen Regionen durch die Pandemie noch beschleunigt. Viele Geschäftsinhaber hätten es jetzt besonders schwer, Nachfolger zu finden.
In einer Diskussion mit dem Gesundheitsministerium ist der Verband laut Ellinger darüber, ob Hotelbäder und -saunen ebenso wie öffentliche Bäder geschlossen werden müssten. "Wir vertreten da eine andere Rechtsauffassung." Schließlich gehe es nur um Hotelgäste, die diese Bereiche besuchen. Wellnessgäste spielten in den Hotels gerade im Herbst und im Winter eine große Rolle.
Dehoga-Präsident Kühnelt betonte die dramatischen Situation, in der das Gastgewerbe sei. Nach bisher vorliegenden Daten lag die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Thüringens Hotels, Gasthöfen und Pensionen bis Ende August mit rund 3,8 Millionen nochmals um fast 14 Prozent unter denen im bereits schlechten Corona-Jahr 2020.
Kühnelt rief Politik und Behörden auf, bei der Durchsetzung der strengen Corona-Regeln in Thüringen Gastronomen und Hoteliers mehr zu vertrauen. Die Mechanismen seien über Monate eingeübt. Die Betriebe hätten kein Interesse, zum Corona-Infektionsfall zu werden, sondern wollten Gäste empfangen. Er reagierte damit auf die Ankündigung der Landesregierung von verstärkten Kontrollen, nicht nur im Gastgewerbe.
"Das Gastgewerbe ist kein Pandemietreiber", so der Dehoga-Präsident. Er vermöge sich nicht vorzustellen, dass Ordnungsbehörden, möglicherweise unterstützt von der Polizei, durch Gasträume zögen.