Erfurt Gleichstellungsbeauftragte will mehr gesetzliche Vätermonate
Thüringens Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler hat mehr gesetzliche Vätermonate für die Elternzeit gefordert. Auch müsste die Jungen- und Männerberatung weiterentwickelt werden. "Als Politik müssen wir Rahmenbedingungen für Veränderungen schaffen", sagte Ohler am Donnerstag in Erfurt mit Blick auf den Internationalen Männertag am Freitag.
Für eine gleichberechtigte Gesellschaft, in der Frauen wie Männer ganzheitlich Teil des Miteinanders seien, brauche es Akzeptanz, Mut und gute Vorbilder. Männer, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen und Arbeitgeber, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht allein als Frauenproblem definieren, seien "Schritte in eine Gesellschaft, die für alle lebenswerter ist".
Erwartungen an Jungen, nicht zu weinen, aber cool und stark zu sein, sind laut Ohler immer noch in der Gesellschaft verankert und "sie sind total blöd". Unterdrückte Schwäche führe nicht selten zu mitleidloser Stärke: Männer, die ihre Frauen schlagen oder Kinder misshandeln; Männer, die einen Beruf nicht ergreifen, weil er als zu weiblich gilt; Männer, die sich nicht um ihre Gesundheit kümmern und keine Hilfe bei häuslicher Gewalt suchen; und Männer, die Depressionen so lange verdrängen, bis scheinbar nur der Suizid bleibt - "all das ist Alltag", so Ohler.
Es brauche "kleine Jungs, die ihre Väter als schwach und stark erleben" sowie "Jugendliche, die lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen oder sich als Opfer Hilfe zu holen". Wer wirklich cool sein wolle, solle zu seinen Schwächen stehen. Und Väter wie Mütter, Lehrkräfte wie Klassenkameradinnen und Klassenkameraden "sollten lernen, dass Jungs nicht nur schreien, sondern auch weinen dürfen".