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Bauer zu Ungeimpften: "An Irrationalität nicht zu fassen"


Erfurt
Bauer zu Ungeimpften: "An Irrationalität nicht zu fassen"

Von dpa
16.11.2021Lesedauer: 2 Min.

Der Jenaer Intensivmediziner Michael Bauer hat die fehlende Impfbereitschaft vieler Menschen scharf kritisiert. "Für alle Leute, die ihren Individualismus hier ausleben, machen wir Dinge, für die das Gesundheitssystem nicht vorgesehen ist", sagte der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena am Dienstag. Wenn teils Betten gesperrt werden müssten, um sie für Covid-Patienten frei zu halten, gehe das nur auf dem Rücken von Patienten, die andere Diagnosen haben. Von derzeit 17 Covid-Patienten auf seiner Intensivstation habe nur einer einen echten Impfdurchbruch, und auch da lägen weitere Erkrankungen vor.

Bauer warnte, dass die Situation sich ähnlich zuspitzen könnte wie im vergangenen Winter. Damals seien Thüringer Patienten teils bis nach Schleswig-Holstein geflogen worden. Auch jetzt sei die Situation in den Nachbar-Bundesländern angespannt, eine Verteilung über das sogenannte "Kleeblatt-System" sei schwierig. Thüringen bildet mit Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin ein "Kleeblatt", innerhalb dessen bei Überlastungen Patienten in ein anderes Bundesland verlegt werden können. Allerdings ist die Lage in den anderen "Kleebatt"-Länden ähnlich angespannt wie in Thüringen.

"Es ist mir komplett schleierhaft, warum das mit einer solchen Gelassenheit zur Kenntnis genommen wird", sagte Bauer, der auch für die landesweite Koordinierung der Intensivbetten zuständig ist. Dass Menschen in Kauf nähmen, notfalls in einem Hubschrauber auf dem Bauch liegend nach Schleswig-Holstein geflogen zu werden, sei "an Irrationalität nicht mehr zu fassen".

Zudem sei es schwierig, die Moral beim Personal auf den Stationen aufrecht zu erhalten. "Das Personal ist es leid. Das sind alles Leute, die einfach es besser wissen oder es ignorieren. Und das ist schwer erträglich, für die, die das monatelang mitmachen." Das sei eine Situation, die er in 30 Jahren Intensivmedizin noch nie erlebt habe.

In Thüringen waren am Dienstag laut Divi-Register 181 Intensivbetten und damit mehr als jedes Vierte mit Covid-19-Patienten belegt - zu Monatsbeginn waren es noch 69. Der Höchststand hatte Ende April bei etwas über 220 gelegen. Prognosen gehen davon aus, dass bis Ende des Monats 300 Covid-Betten belegt sein könnten. Landesweit waren am Dienstag 61,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Geringer war die Impfquote nur in Brandenburg und Sachsen.

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