Erfurt Tausende Behandlungen wegen chronischer Erschöpfung
Arztpraxen in Thüringen haben bereits in den Jahren vor der Corona-Pandemie jährlich mehrere Tausend ambulante Behandlungen von Patienten mit chronischen Erschöpfungssyndrom abgerechnet. Das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Landtagsanfrage der FDP hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach wurden in den Jahren 2017 rund 3700 ambulante Behandlungen abgerechnet, 2018 rund 4200 und 2019 knapp 4900. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es gut 5100. Zahlen zur stationären Behandlung betroffener Patienten im Freistaat lieferte das Ministerium in seiner Antwort nicht.
In Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf 250.000 geschätzt. Mit der Corona-Pandemie ist die Erkrankung als eine der möglichen Langzeitfolgen von Covid-19 stärker in den Blickpunkt gerückt. Betroffene sind körperlich dauerhaft schon mit den einfachsten alltäglichen Dingen überlastet, leiden unter Kopf- und Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Eine Online-Petition, in der die Verbesserung von Behandlungs- und Forschungsmöglichkeiten gefordert wird, hatten kürzlich mehr als 50.000 Menschen bundesweit unterzeichnet. Damit muss sich der Bundestag mit dem Thema befassen.
Der Thüringer Landtag hatte im Juni auf FDP-Antrag die Landesregierung einstimmig aufgefordert, die Forschung dieser und anderer Covid-19-Langzeitfolgen zu fördern und die medizinische Versorgung Betroffener in Thüringen zu verbessern. Kern des Beschlusses ist die Bündelung der Aktivitäten in einem mitteldeutschen Forschungszentrum mit Nachbarbundesländern, ausgehend vom Universitätsklinikum Jena.
Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums sind seitdem unter anderem 700 000 Euro für den Aufbau eines sogenannten Post-Covid-Zentrums am Jenaer Klinikum bereitgestellt worden. Die Ergebnisse der Jenaer Forschungen sollen später in die Arbeit des potenziellen Forschungszentrums einfließen, wie eine Sprecherin sagte.
Der FDP-Gesundheitspolitiker Robert-Martin Montag drängt die Landesregierung hier zur Eile. Es bedürfe klarer Absprachen mit anderen Bundesländern und der Bundesebene, sagt er. "Da muss man definieren, wer was macht."