Erfurt Tiefensee kritisiert Kemmerich für Opel-Aussage
Mit seinem Plädoyer, eine Zukunft Eisenachs auch ohne Opel in Erwägung zu ziehen, hat der Chef der Thüringer FDP-Gruppe, Thomas Kemmerich, teils scharfe Kritik geerntet. "Eisenach hat eine Zukunft, auch ohne Opel", sagte Kemmerich am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde im Thüringer Landtag in Erfurt. Man müsse ernst nehmen, was dort passiere, aber der Stellantis-Konzern lasse sich nicht von Thüringen aufhalten, betonte Kemmerich.
Hintergrund für die Debatte ist eine drohende Zerschlagung des Autobauers und die Entscheidung des Stellantis-Konzerns, die Beschäftigten des Opel-Werks in Eisenach in Kurzarbeit zu schicken.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte Kemmerichs Aussagen "brandgefährlich". Eine solche Botschaft gefährde den Prozess, der bei Stellantis stattfinde und stelle ihn in Frage, betonte Tiefensee. Die Mehrheit im Landtag gebe ein Bekenntnis zur langfristigen Sicherheit des Werkes Opel Eisenach ab. "Wir stehen einmal mehr an der Seite der Beschäftigten und deren Familien", sagte Tiefensee.
Kemmerich sagte, Thüringen müsse den Anspruch erheben, das Innovationsherz Deutschlands zu werden. "Wer so mit uns in Thüringen, mit unseren Mitarbeitern umgeht, der braucht sich nicht wundern, dass wir nach Alternativen suchen."
Der Linke-Abgeordnete Sascha Bilay rief während Kemmerichs Rede "Frechheit!". Später sagte Bilay, es sei ein Skandal, wenn Kemmerich sage, Eisenach würde ohne Opel auch gut zurechtkommen. "Sie schüren bewusst die Ängste der Menschen in der Region", sagte Bilay. Seine Fraktion wolle weiter für Opel und den Standort kämpfen.
Nach Tiefensees Ansicht gehe es im Kern um die Frage, ob man ein Werk, das in einer klassischen Technologie arbeite, schließen und an anderer Stelle neue Arbeitsplätze schaffen wolle. "Oder wollen wir alles dafür tun, dass in diesem Werk Innovation Platz hat, dass man in Zukunft in diesem Werk mit den Beschäftigten innovativ arbeitet", fragte Tiefensee in einer Rede im Landtag.
Das Eisenacher Opel-Werk habe alle Voraussetzungen für eine Zukunft. "Wir erwarten, dass alles getan wird, dass Opel Eisenach eine innovative Transformation schafft", sagte Tiefensee. Dies sei eine Botschaft an den Stallantis-Konzern.
Vor etwa eineinhalb Wochen waren Stellantis-Pläne bekannt geworden, die beiden Produktionswerke Rüsselsheim und Eisenach aus der deutschen Einheit Opel Automobile GmbH herauszulösen. Zudem soll wegen des Halbleitermangels das Werk Eisenach für drei Monate geschlossen werden, während in anderen Stellantis-Werken die Produktion aufrechterhalten wird.
Die Regierungschefs der Opelländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen hatten zuletzt in einem Brief an den Konzern mehr Informationen verlangt und ihre Sorgen um die Arbeitsplätze bei dem Konzern geäußert.