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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Im Einsatz für die Tiere "Guter Wille, Einfühlungsvermögen und viel Herz"
Mit der Aktion "Held des Monats" werden in Erfurt ehrenamtliche Helfer für ihr Engagement geehrt. Dieses Mal: Christina Krüger und Gudrun Frenzel vom Tierschutzverein Erfurt e.V.
Christina Krüger (67) und Gudrun Frenzel (77) aus Erfurt engagieren sich beide seit langem im Tierschutzverein. Mit unermüdlichem Eifer setzen sie sich dort für Katzen ein. Von der Stadt Erfurt werden die beiden Ehrenamtlerinnen in Zusammenarbeit mit der Ströer Content Group dafür als "Helden des Monats" geehrt.
In den kommenden Wochen werden ihre Gesichter unter anderem auf den digitalen Stadtinformationsanlagen in der ganzen Stadt zu sehen sein und auf die Bedeutung der Ehrenamtlichen für die Erfurter Gesellschaft aufmerksam machen.
Im Gespräch mit t-online erzählen die Tierschützerinnen von ihrer Arbeit und warum es so schwierig ist, Nachwuchs zu finden.
t-online: Sie setzen sich beide seit Jahren im Tierschutzverein Erfurt e.V. ein, Sie Frau Frenzel sind sogar im Vorstand. Wie sind Sie zum Tierschutz gekommen?
Christina Krüger: Ich habe schon immer Katzen aufgenommen, die keinen Besitzer mehr hatten oder ich habe sie auf eigene Kosten kastrieren lassen. Ich nehme auch Igel auf. Irgendwann hat eine Freundin zu mir gesagt: Du musst dem Tierschutz beitreten!
Gudrun Frenzel: Damals hatte ich eine verletzte Katze bei mir im Keller und habe beim Tierschutz angerufen. Dann hat man mich gefragt, ob ich nicht Mitglied werden möchte. In den ersten Jahren bin ich nur mitgelaufen, aber ab 1999 arbeitete ich im Schichtdienst, da hatte ich mehr Zeit für den Tierschutz. Dann habe ich Streuner auf der Straße gefangen und aufgepäppelt, so hat sich das gesteigert.
Was sind Ihre Aufgaben beim Tierschutzverein?
Frenzel: Ich betreue im Moment 24 Streuner an zwei Futterstellen in Erfurt. Ich gehe jeden Tag zu meinen Futterstellen, morgens und abends. Wenn neue Katzen dazukommen, bringe ich sie zum Tierarzt, damit sie kastriert werden können. Zu einer der Futterstellen laufe ich jeden Morgen zwei Kilometer zu Fuß.
Oft stoße ich auf Unverständnis und muss Aufklärungsgespräche mit uneinsichtigen Leuten führen. Diese denken, wir ziehen mit dem Futter nur Ungeziefer an. Dabei ist Sauberkeit sehr wichtig. Mein Leben ist vollkommen auf diese Tiere ausgerichtet. Ich verzichte manchmal auf Einladungen oder erfinde sogar Ausreden, um bei den Tieren zu sein. In den letzten zehn Jahren spielen die Katzen die Hauptrolle in meinem Leben.
Der Tierschutzverein Erfurt e.V. wurde 1990 gegründet und hat etwa 250 Mitglieder. Der gemeinnützige Verein finanziert sich durch Spenden und setzt sich gegen Tierquälerei und für artgerechte Tierhaltung ein. Im Stadtgebiet Erfurt betreuen ehrenamtliche Tierschützerinnen und Tierschützer freilebende Katzen an Futterstellen und sorgen dafür, dass kranke oder unkastrierte Tiere medizinisch versorgt werden.
Krüger: Ich betreue jeden Tag meine 40 Katzen an vier Futterstellen und ich fahre jeden Tag 100 Kilometer mit meinem Auto. Ich bin auch in der Fängergruppe, das heißt, ich fange für den Tierschutz Tiere ein. Haben wir eine gefangen, gehe ich mit ihr zum Tierarzt, danach bleibt sie dann eine oder mehrere Nächte bei mir und dann setze ich sie wieder an ihrer Futterstelle aus.
Was muss man für die Arbeit im Tierschutz mitbringen?
Krüger: Man muss guten Willen, viel Herz und Einfühlungsvermögen mitbringen. Wenn die meisten hören, dass ich die Fang-Tätigkeiten am frühen Morgen, spätabends oder sogar nachts mache, wollen sie das nicht mehr machen. Deshalb haben wir auch Probleme mit dem Nachwuchs.
Frenzel: Man muss auf das einzelne Tier achten, gerade bei den neuen Streunern. Ich habe einen Kater an einer Futterstelle, der bleibt immer fünf Meter entfernt sitzen. Ich spreche ihn dann langsam an und stelle den Futternapf vier Meter vor ihn hin. Mit der Zeit wird es dann besser und er kommt immer näher. Die Tiere fühlen auch, dass man ihnen nichts Böses will.
Aufklärungsarbeit ist auch sehr wichtig. Viele fragen, wer das bezahlt – dann sage ich, dass ich das aus meinem eigenen Portemonnaie bezahle. Ich gebe jeden Tag fünf bis sechs Euro für meine Straßenkatzen aus. Der Tierschutz gibt mir ab und zu Futter, aber die Leute geben nicht mehr viele Spenden. Wir bezahlen das alles aus eigener Tasche.
Ist es schwierig, Nachwuchs im Tierschutz zu finden?
Krüger: Immer! Uns graut davor, wenn wir mal nicht mehr können. Wir haben keine guten Nachfolger, wir sind alle nicht mehr ganz jung und irgendwann können wir das nicht mehr machen. Die jungen Leute möchten das einmal machen, vielleicht auch zweimal, aber dann nicht mehr. Ich wäre sehr froh, wenn ich nicht immer so weit fahren müsste, aber bei mir zählt eben auch Verantwortungsbewusstsein und das haben junge Leute heute oft nicht allzu viel.
Frenzel: Ich denke ich muss langsam auch an mich denken. Ich kann nicht mit dem Rollator an meine Futterstellen fahren (lacht).
Wie ist es für Sie, Ihre Gesichter nun in der ganzen Stadt zu sehen? Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?
Krüger: Ich gehe davon aus, dass wir viele Anrufe bekommen werden, wenn uns die Leute auf den Plakaten sehen. Vielleicht im positiven, aber auch im negativen Sinne: Dass die Leute sagen, ach die waren doch hier auf den Plakaten, die können wir anrufen, die kümmern sich um Katzen.
Frenzel: Oder der können wir auch eine Katze vor die Haustüre stellen.
Krüger: Ich hoffe es nicht, aber wir rechnen damit. Wahrscheinlich werden uns auch viele ansprechen und sagen, dass sie gar nicht wussten, dass wir im Tierschutz sind. Das, was wir tun, ist ja auch Öffentlichkeitsarbeit, wir müssen uns mit vielen Leuten auseinandersetzen, im positiven wie im negativen Sinne. Vielleicht bekommt der Tierschutz so einen anderen Stellenwert.
Vielen Dank für das Gespräch!
Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die "Held des Monats"-Aktion entstanden ist.
- Webseite von Tierschutzverein Erfurt e.V.
- Gespräch mit Frau Frenzel und Frau Krüger