Erfurt Minister Adams will Landesaufnahmeprogramm für Afghanen
Thüringens Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) hat nach der faktischen Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan ein Landesaufnahmeprogramm für Schutzsuchende in Aussicht gestellt. Die Lage vor Ort gerate zunehmend außer Kontrolle, sagte er in einer Mitteilung am Montag in Erfurt. Viele bereits hier lebenden Afghaninnen und Afghanen machten sich große Sorgen um ihre Angehörigen.
Adams strebt daher ein ähnliches Landesaufnahmeprogramm an, wie es in Thüringen bereits seit 2013 für syrische Flüchtlinge besteht. "Es soll Personen, die zum großen Teil schon lange hier leben und arbeiten, ermöglichen, ihre Angehörigen nachzuholen. Ich habe mein Haus gebeten, alles Notwendige zu veranlassen", erklärte der Grünen-Politiker.
Zuvor hatte der Flüchtlingsrat Thüringen ein solches Landesaufnahmeprogramm gefordert. Den vor den Taliban Schutz suchenden Menschen müsse eine sichere Fluchtperspektive ermöglicht werden, sagte der Sprecher der Organisation, Martin Arnold, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir uns nicht auf die Nachbarländer Afghanistans verlassen dürfen, wenn es um die Sicherheit von Schutz suchenden Menschen geht."
Laut dem Flüchtlingsrat leben derzeit 8000 Afghanen in Thüringen. Die neue Situation in Afghanistan verlange nun auch dringend eine rechtliche Neubewertung des Aufenthalts vieler Afghanen in Deutschland. Zudem gelte es dringend, den Bearbeitungsstau bei den Anträgen auf Familiennachzug abzubauen.
Außerdem müsse Deutschland entschiedener Verantwortung für die rund 7000 Ortskräfte und deren Familienangehörigen übernehmen, verlangte Arnold. Diese müssten entschlossener evakuiert werden. Ein paar Flugzeuge reichten da nicht aus. Minister Adams hatte sich nach eigenen Angaben bereits vor rund vier Wochen gemeinsam mit vier weiteren Landeskollegen in einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gewandt und um eine umgehende Aufnahme der Ortshelfer und deren Familien gebeten.
"Es ist unverständlich, dass daraufhin so wenig geschehen ist und Menschenleben gefährdet werden", kritisierte Adams. Thüringen habe seit Monatsbeginn rund 60 Ortshelfer und Angehörige aus Afghanistan aufgenommen, die deutsche Behörden und Organisationen unterstützt haben.