Erfurt Ministerium: 80 Prozent der Pflegebedürftigen leben zu Hause
In Thüringen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 136.000 Menschen auf Pflege angewiesen. Etwa 80 Prozent von ihnen lebten zu Hause und würden vor allem von Familienangehörigen und Freunden betreut, teilte das Ministerium am Montag zu Beginn der ersten Thüringer Woche der pflegenden Angehörigen in Erfurt mit. Pflegende Angehörige seien der größte Pflegedienst überhaupt, erklärte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Für Berufstätige bedeute der Feierabend damit nicht Freizeit, sondern sich fürsorgend um ein Familienmitglied zu kümmern.
Die Corona-Pandemie habe Familien vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Werner zollte pflegenden Angehörigen ihren höchsten Respekt.
Die Initiative für die Woche mit insgesamt 34 Veranstaltungen bis zum 11. Juli ging nach Ministeriumsangaben vom Verein "wir pflegen! in Thüringen e.V." aus. Es solle auf die verschiedenen Angebote und Initiativen von und für pflegende Angehörige aufmerksam gemacht werden. Laut Ministerium gibt es im Freistaat derzeit 174 anerkannte Angebote zur Unterstützung im Alltag.
Die SPD-Gesundheitspolitikerin Cornelia Klisch erklärte: "Die Pflege durch Angehörige kann und soll keine professionelle Pflege ersetzen." Wichtig sei, den Fachkräftemangel mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der ambulanten und stationären Pflege mit einer von der SPD geforderten 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zu begegnen.
Die Grünen-Abgeordnete Babett Pfefferlein verwies auf eine Initiative ihrer Bundespartei, für die Pflege von Angehörigen eine finanzielle Unterstützung nach dem Vorbild des Elterngeldes einzuführen. Ermöglicht werden solle eine bis zu dreimonatige bezahlte Freistellung.