Berlin "Gipfel noch nicht erreicht": Näherung an 1000er-Inzidenz

Während die bundesweiten Corona-Zahlen zuletzt leicht rückläufig waren, steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen weiter an. Am Montag lag der Wert der wöchentlichen Neuinfektionen je 100.000 Einwohner bei 983,4 nach 978,3 am Vortag, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Gleich mehrere Thüringer Regionen nähern sich dem Wert von 1500 und müssten dann mit schärferen Regeln rechnen. Bundesweit sank die Inzidenz hingegen den zweiten Tag in Folge leicht und liegt nun bei 1459,8.
Nach Ansicht des Jenaer Infektiologen Mathias Pletz hat der Freistaat den Höhepunkt der Omikron-Welle noch vor sich. "Der Gipfel ist noch nicht erreicht", sagte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern hatte sich die Omikron-Variante des Coronavirus in Thüringen später ausgebreitet. Omikron verbreitet sich schneller als Delta, sorgt aber nach Einschätzung von Experten für weniger schwere Verläufe der Krankheit.
Nach wochenlang vergleichsweise niedrigem Niveau stieg die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat zuletzt sprunghaft an, wobei die Gesundheitsämter mehrfach mehr als 4000 Neuinfektionen pro Tag meldeten. Das ist laut Gesundheitsministerium etwa so viel wie auf dem Höhepunkt der Delta-Welle, von der Thüringen im November und Dezember schwer betroffen war.
Wie lange Thüringen mit der Omikron-Welle zu kämpfen haben wird, lässt sich Pletz zufolge nur schwer prognostizieren. Nach den Erfahrungen im Ausland könne dies zwischen drei und acht Wochen dauern. In Schleswig-Holstein, das wie andere nördliche Bundesländer früher als Thüringen von der Omikron-Variante erwischt wurde, sinkt die Corona-Inzidenz inzwischen wieder und lag am Montag bei 753,2.
In Thüringen verzeichneten am Montag zehn Landkreise und kreisfreie Städte Inzidenzen von 1000 und höher. Der Landkreis Hildburghausen steuert mit einem Wert von 1404,5 auf die Hotspot-Grenze von 1500 zu. Da in dem Landkreis auch die Hospitalisierungsinzidenz bei 20,7 und damit klar über dem als kritisch definierten Wert von 12,0 liegt, könnten dort bei weiter steigenden Infektionszahlen bald weitere Einschränkungen wie etwa eine Sperrstunde in der Gastronomie gelten.
Die Hospitalisierungsinzidenz gibt die Zahl der Klinikeinweisungen im Zusammenhang mit Corona je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen an. In anderen Landkreisen mit hohen Infektionszahlen wie etwa dem Eichsfeld ist die Belastung des Gesundheitssystems noch vergleichsweise niedrig.
Landesweit nimmt hingegen seit Tagen auch die Belastung der Krankenhäuser wieder zu. Am Sonntag lag die Hospitalisierungsinzidenz bei 9,3. Am Montag wurde der Wert mit 8,8 wieder etwas niedriger angegeben. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen pendelt sich seit Tagen bei knapp über 50 ein. In den Wochen zuvor war sie stark gesunken. Landesweit waren am Montag laut Divi-Intensivregister 8,4 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. Mehr als jedes fünfte Intensivbett im Freistaat war noch frei.