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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Helden des Monats" Sie ist mehr als nur eine ehrenamtliche Dolmetscherin
Die Ukrainerin Lyudmyla Kovacik ist Lehrerin und Dolmetscherin. Insbesondere für die geflüchteten Menschen aus ihrer Heimat ist sie in Deutschland eine große Hilfe.
Lyudmyla Kovacik stammt ursprünglich aus der Ukraine, lebt aber schon seit vielen Jahren in Deutschland. "Ich habe in Bayern gelebt, aber seit 2020 bin ich in Erfurt zu Hause", erzählt sie. Beruflich ist sie Lehrerin und Dolmetscherin, und neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Lehrerin an der Walter-Gropius-Schule in Erfurt widmet sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich der Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Als Dolmetscherin bringt sie sich freiwillig in den Bereichen Migration und Integration ein. Doch für Kovacik ist das Dolmetschen mehr als nur eine sprachliche Vermittlung. "Ich bin ein Mensch, der gerne anderen hilft. Es ist eine meiner Aufgaben im Leben, Menschen zu unterstützen", sagt sie. Wenn sie sieht, wie die Augen ihrer Klienten vor Dankbarkeit strahlen, weiß sie, dass ihre Arbeit einen echten Unterschied macht: "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn es einem Menschen durch meine Hilfe besser geht." Ihre Erfahrungen als Migrantin ermöglichen ihr einen besonders empathischen Zugang zu den Menschen, die sie unterstützt. "Ich bin selbst Migrantin und sehe viele Dinge aus einer anderen Perspektive."
"Manchmal reicht auch ein guter Ratschlag"
Bereits in Bayern war sie ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung aktiv und hat vielen Menschen durch die komplexen Phasen der Integration geholfen. Besonders schätzt sie dabei, nicht nur als Dolmetscherin tätig zu sein, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. "Es geht oft nicht nur ums Dolmetschen, manchmal reicht auch ein guter Ratschlag", erklärt sie.
Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 änderte sich vieles für die Ukrainerin. Sie erinnert sich noch gut an die Zeit kurz vor dem Krieg: "Noch am 12. Februar war ich in Kiew. Ich habe dort Menschen gesehen, die ihre Notfallrucksäcke gepackt hatten. Da dachte ich, es kann doch nicht sein, dass in der Ukraine wirklich ein Krieg ausbricht." Die Ereignisse ließen ihr keine Ruhe. "Als Ukrainerin habe ich mich gefragt: Was kann ich tun? Ich kann nicht einfach hier sitzen und nichts tun."
Hilfe für Menschen aus der Ukraine
Ihr Entschluss stand schnell fest: Das Dolmetschen war das Beste, was sie für ihre Landsleute tun konnte. Auf Anfrage eines ehemaligen Schulleiters begab sich Kovacik in die Turnhalle, in der ein Bus mit ukrainischen Geflüchteten angekommen war. Spontan begann sie zu helfen und stellte sicher, dass die Neuankömmlinge die Unterstützung erhielten, die sie benötigten. Seitdem steht sie regelmäßig bereit, wenn Menschen in Erfurt auf ihre Hilfe angewiesen sind. Ob bei Behörden, in alltäglichen Situationen oder beim Erledigen von Papierkram – Lyudmyla Kovacik ist da, um die Sprachbarrieren zu überwinden und den Weg zur Integration zu erleichtern.
Besonders bemerkenswert: Sie übt diese Tätigkeit nicht über eine Organisation aus, sondern privat. "Wenn Menschen meine Hilfe brauchen, bin ich da", sagt sie schlicht. Für Kovacik ist das Ehrenamt eine Herzensangelegenheit – ein Weg, mit Sprache und Mitgefühl Brücken zu bauen.
- Eigenes Gespräch mit Lyudmyla Kovacik