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Erfurt: "Heldin des Monats" schützt gefährdete Fledermäuse


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Erfurts "Helden des Monats"
"Ohne Fledermäuse würden wir Menschen alt aussehen"


19.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Inken Karst, David Urbanie und Anita Giermann: Die drei engagieren sich ehrenamtlich für den Fledermausschutz.Vergrößern des Bildes
Inken Karst, David Urbanie und Anita Giermann: Die drei engagieren sich ehrenamtlich für den Fledermausschutz. (Quelle: t-online)

Besonders in der aktuellen Zeit hat der Naturschutz eine besondere Bedeutung. Vielen Tierarten geht es in Deutschland nicht gut – darunter auch den Fledermäusen. Erfurts "Heldin des Monats" Inken Karst tut alles dafür, um den Tieren ein Überleben in Deutschland zu ermöglichen.

Naturlandschaften, Denkmäler, Schutzgebiete – das alles fällt unter den großen Begriff des Naturschutzes. Doch dazu zählen auch Tiere, wie zum Beispiel die Fledermaus. In Deutschland gibt es bisher 25 nachgewiesene Fledermausarten. Die meisten Arten sind gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht. Häufig vertreten ist in Deutschland noch die Zwergfledermaus und die Wasserfledermaus.

Damit die Tiere nicht aussterben, müssen sie geschützt werden – das tut Inken Karst, die sich in Erfurt mit dem Büro "NACHTaktiv" dafür einsetzt. "Die Situation der Fledermäuse in Deutschland ist sehr unterschiedlich. Es gibt Arten, die sich durch jahrelange Schutzbemühungen und Artenhilfsprogramme in ihren Beständen wieder erholen. Es gibt aber auch Arten, deren Bestände in den letzten Jahren deutlich abgenommen haben", so Karst.

Das liege an verschiedenen Faktoren, Quartier- und Lebensraumverluste, der Klimawandel, der die Landschaft verändert und auch der Ausbau der Windenergie.

Fledermäuse wichtig fürs Ökosystem

Durch die Windräder werden die Säugetiere bei ihrem Flug erschlagen. Das bereitet Karst Sorgen, denn: "Fledermäuse erfüllen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Sie töten schädliche Insekten wie bestimmte Nachtschmetterlinge oder Mücken. Ohne Fledermäuse würden wir Menschen alt aussehen."

Ehrenamtlich ist Karst seit 1996 am Werk, 2001 hat sie ihr Ehrenamt mit zwei Kollegen und der Gründung des Büros "NACHTaktiv" zum Job gemacht. So hat sie die Ehrenamtsarbeit mit dem Hauptberuf verknüpft. Karsts Arbeitsspektrum ist weit gefächert. Zu den täglichen Aufgaben zählen Quartierüberwachungen. Dabei überprüft sie zum Beispiel auch, ob und wie viele Tiere in Erfurt noch in ihren Quartieren sind.

Genauso geht es aber auch darum, Forschung zu betreiben über die Arten, denen es derzeit schlecht geht und über die man noch zu wenig weiß. Weil Fledermäuse versteckt leben und nachtaktiv sind, braucht es zur Überwachung spezielle Techniken. Inken Karst und ihre Kollegen haben einige davon aufgebaut, um die Tiere nachts hören und sehen zu können.

In Erfurt sind 17 Arten nachgewiesen. Im Dachboden der Thüringenhalle gibt es die Kleine Hufeisennase, der hier für die Aufzucht ihrer Jungtiere ein sicheres und warmes Plätzchen im Dach der Halle ermöglicht wird. "Wir überwachen die Wochenstubenkolonie seit 2015. Anfangs haben wir 10 bis 15 Tiere gezählt, mittlerweile sind es 30 bis 35", so die Naturschützerin stolz.

Fledermäuse sind nicht menschenscheu

Generell fühlen sich Fledermäuse dort wohl, wo auch wir Menschen uns aufhalten – sie leben gerne mit uns zusammen unter einem Dach, nur wenige Arten leben vollständig im Wald. Fledermäuse sind recht lichtscheu und mögen die Dunkelheit – weshalb sie sich gerne in dunklen Dachböden oder Spalten verstecken. Außerdem mögen sie insektenreiche Jagdgebiete, in denen sie auch Möglichkeiten zum Trinken finden können.

"Fledermäuse sind die einzigen flugfähigen Säugetiere, sie sind nachtaktiv und orientieren sich mit Ultraschall in der Dunkelheit. Sie leben heimlich, der Mensch sieht sie kaum, dabei sind sie mitten unter uns – diese Fähigkeiten faszinieren mich an den Tieren", erklärt Karst einen Grund, weshalb sie sich genau für den Schutz der Fledermäuse einsetzt.

Fledermäuse vom Aussterben bedroht

"Alle Fledermausarten stehen auf der roten Liste, sie gelten europaweit als gefährdet", so Karst, die fordert: "Auch wir in Thüringen müssen Maßnahmen ergreifen." Dazu zähle unter anderem, die Wälder nicht komplett zu verjüngen, sondern Totholz stehenzulassen, um Quartier und Jagdlebensraum der Säugetiere zu erhalten.

Generell fühlt sich Karst, die ehrenamtliche Fledermausschutzbeauftragte Erfurts ist, von der Stadt gut unterstützt. Eine Maßnahme zur Erhaltung des Lebensraums nimmt Erfurt gerade in Angriff. Es sollen Dunkelkorridore erarbeitet werden, damit sich Fledermäuse abends wohler fühlen. "In den Parkanlagen muss nicht alles beleuchtet sein, sondern nur die Wege am Rand, auf denen wir Menschen uns bewegen können", so Karst.

Erfurt vorbildlich bei Fledermausschutz

Selbstverständlich dürfe es nicht so weit kommen, dass es dem Menschen zu dunkel ist, wir uns unsicher fühlen und Unfälle entstehen könnten. "Es geht darum, einen Einklang zwischen Sicherheit und Naturschutz zu finden." Außerdem seien spezielle Lampen oder Lichtfarben denkbar, mit denen Fledermäuse gut leben könnten.

"Die Stadt Erfurt ist, was Fledermausschutz angeht, sehr fortschrittlich", lobt Karst – mit einer kleinen Einschränkung: "Konfliktpotenzial gibt es, wenn mit dem Tiefbau- und Verkehrsamt, was aber in der Natur der Sache liegt. Aber auch hier wird mit großem Willen alles dafür getan, meist gute Lösung für Fledermäuse zu finden." Die Suche nach Problemlösungen ist eine der Aufgaben, mit der sich Karst täglich beschäftigt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Inken Karst
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