Wasser Pegelstände sinken weiter: Schifffahrt beklagt Fehlplanung
Die Pegelstände insbesondere an den Flüssen in Nordrhein-Westfalen sinken immer weiter und bedrohen die Binnenschifffahrt sowie die Versorgung der Menschen mit wichtigen Gütern. "Das aktuelle Niedrigwasser behindert in zunehmendem Maße die Güterschifffahrt in Deutschland", teilte der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) am Mittwoch in Duisburg besorgt mit. Die Schifffahrt zähle beim Transport von Kohle, Getreide, Futtermitteln, Baustoffen, Mineralöl, Containern und Industrie-Rohstoffen zu den "systemrelevanten Größen", betonte der BDB. Man sei "auf eine verlässliche und gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur" angewiesen.
"Wir hätten die teilweise seit Jahrzehnten bekannten Probleme insbesondere an den freifließenden Gewässern in NRW nicht, wenn die Politik rechtzeitig tätig geworden wäre und gegengesteuert hätte", sagte BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen der Deutschen-Presse-Agentur.
Der BDB appellierte an die Bundesregierung, "die seit vielen Jahren überfällige Beseitigung der Engpässe im Wasserstraßennetz" zu beschleunigen. In der aktuellen Niedrigwasserphase würden die teils seit Jahrzehnten bekannten Probleme im Wasserstraßennetz "nun erneut zum limitierenden Faktor" der Schifffahrt.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe versprochen, schneller zu planen und zu bauen. "Jetzt wird es höchste Zeit, dass danach gehandelt wird", forderte Schwanen. Wenn Fahrrinnen an wichtigen Stellen vertieft würden, hieße das für die Praxis, dass die Güterschiffe deutlich mehr Ladung aufnehmen und bei Niedrigwasser deutlich länger in Fahrt bleiben könnten. "Absolut kontraproduktiv" sei die von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vorgesehene Senkung des Wasserstraßenetats um rund 360 Millionen Euro ab Anfang kommenden Jahres, kritisierte der BDB.
Wegen der anhaltenden Trockenheit steuert Deutschland bereits Richtung des Jahrhundertniedrigwassers 2018. Laut BDB habe die Regierung Ende Juli im Bundestag eingeräumt, dass nahezu sämtliche neue Flussausbauvorhaben, die 2016 von der Regierung im Bundesverkehrswegeplan beschlossen und im Wasserstraßenausbaugesetz aufgenommen worden waren, bis heute kaum vorangekommen seien.
Die seit Wochen sinkenden Wasserstände, insbesondere an Rhein, Elbe und Donau, bereiten Sorge und führen dazu, dass Schiffe nur noch einen Teil der sonst üblichen Ladung mitnehmen können, um nicht auf Grund zu laufen. Noch sind die historischen Niedrigwasserstände des Jahres 2018 nicht erreicht, aber die Pegelstände sinken weiter. Der für den Oberrheinverkehr wichtige Pegel Kaub wies am Mittwoch einen Stand von 62 Zentimetern aus (2018: 25 cm). In Duisburg-Ruhrort am Niederrhein stand der Pegel bei 1,90 Meter (2018: 1,53 m).
In Köln betrug der Rhein-Pegelstand am Morgen (5.00 Uhr) 1,03 Meter und wird nach den Vorhersagen spätestens am Freitag die Marke von einem Meter unterschreiten. Der niedrigste bekannte Wasserstand wurde dort im Oktober 2018 mit 69 Zentimetern gemessen. Der langjährige Mittelwert liegt bei knapp drei Metern.
Die Pegelstände sind nicht gleichzusetzen mit der Wassertiefe, geben den Experten aber wichtige Hinweis auf die Befahrbarkeit der Wasserwege.