Düsseldorf NRW lockert Vorgaben für Geimpfte

Ohne Corona-Schnelltest zum Shoppen oder zum Frisör: Wer vollständig gegen das Coronavirus geimpft ist oder bereits erkrankt war, profitiert von diesem Montag an in Nordrhein-Westfalen von ersten Erleichterungen. Etwa im Einzelhandel müssen Geimpfte und Genesene dann keinen negativen Schnelltest mehr vorweisen, teilte die Landesregierung am Samstag mit. Allerdings sind gewisse Fristen einzuhalten. Damit wartet NRW nun genau wie andere Bundesländer nicht auf den Bund, sondern führt erste Lockerungen im Alleingang ein.
Vorteile bekommen Geimpfte und Genesene etwa beim "Click and Meet" im Einzelhandel, bei Besuchen in Zoos und Botanischen Gärten oder beim Friseurbesuch. Dort bekommen Kunden im Moment eigentlich nur Zutritt, wenn sie einen höchsten 24 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können.
Diese Testpflicht entfällt nun ab Montag für diejenigen, die seit 14 Tagen einen vollständigen Impfschutz haben oder durch einen mindestens 28 Tage alten positiven PCR-Test nachweisen können, dass sie bereits eine Corona-Infektion überstanden haben. Das betrifft immer mehr Menschen. Bis zum Wochenende waren laut RKI bereits 1,3 Millionen Menschen in NRW zweimal geimpft, 5,0 Millionen hatten zumindest die erste Impfung erhalten. 650 000 Menschen galten als Genesen.
"Es ist ein erster Schritt, Geimpfte und Genesene mit negativ Getesteten gleichzustellen", sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). "Die Beschränkungen galten und gelten der Gefahrenabwehr. Von geimpften und genesenen Menschen geht keine größere Gefahr aus als von negativ getesteten Personen. Deshalb nehmen wir für diese Personengruppe Grundrechtseingriffe insoweit wieder zurück."
Auch die Quarantäne für Reisende, die aus Corona-Risikogebieten nach NRW kommen, kann demnach für Geimpfte und bereits Infizierte entfallen. In den Schulen entfällt für diese Personengruppe die Testpflicht - allerdings werden Schüler bislang kaum geimpft.
In Nordrhein-Westfalen gelten somit ab Montag ähnlich wie in zahlreichen anderen Bundesländern schon Erleichterungen, noch bevor über die bundeseinheitliche Regelung für die Rechte von Geimpften entschieden ist. Weitergehende Erleichterungen für Geimpfte müssten nun aber "im Geleit mit dem Bund und den anderen Ländern" erfolgen, betonte Laschet. Der Entwurf von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht neben den in NRW nun vorweggenommenen Regelungen unter anderem vor, dass Geimpfte und Genesene sich nicht an Ausgangsbeschränkungen halten müssen und mehr Freiheiten für private Treffen mit Personen aus anderen Haushalten bekommen.
Gute Neuigkeiten gab es am Samstag bei den Neuinfektionen: Die Zahl der Menschen, die sich neu mit dem Virus angesteckt haben, sank spürbar. In den vergangenen sieben Tagen lag die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 159,6. Am Tag zuvor lag der Wert noch bei 166,8. Damit sank die Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche angibt, in Nordrhein-Westfalen den fünften Tag in Folge. Der bisherige Höchststand wurde am Montag mit 186,8 erreicht. Besonders hoch war die Zahl der Neuansteckungen in der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen. 42 weitere an Covid-19 erkrankte Menschen starben laut RKI.
Die höchste Infektionsrate gab es weiterhin in Hamm, wo die Inzidenz noch einmal leicht auf 301,8 stieg. 25 der 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW lagen über der Marke von 165, die für die Schließung von Schulen und Kitas entscheidend ist. Fünf Kommunen lagen allerdings auch unter der für die Bundes-Notbremse entscheidenden Schwelle von 100. Die niedrigsten Infektionszahlen hatte der Landkreis Höxter mit einer Inzidenz von 77,0.
Am Freitag hatte das NRW-Gesundheitsministerium mitgeteilt, Menschen mit besonderen Vorerkrankungen in der Priorisierungsgruppe 2 könnten nun Termine für eine Corona-Impfung in Impfzentren buchen. Zu den chronisch Kranken der Priorität 2 zählen zum Beispiel Contergan-Geschädigte, Organtransplantierte oder Menschen mit bestimmten Lungen- und Atemwegserkrankungen.
Mehrere Städte wie Köln und Essen wollen in der neuen Woche damit beginnen, Wohnungslose und Bewohner von sozialen Brennpunkten zu impfen. In Köln sollen mobile Teams unter anderem in den Hochhaussiedlungen von Chorweiler und dem Kölnberg Impfungen anbieten.