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Solingen: Bürger resigniert nach Anschlag – "Die Schnauze voll"


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Am Tag nach dem Anschlag
Solinger resigniert: "Die Leute haben die Schnauze voll"


Aktualisiert am 25.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Von der Bühne aus werden die Menschen gebeten, das Stadtfest zu verlassen. (Quelle: t-online)
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Ein 17-Jähriger lässt eine Bombe fallen und stirbt dabei, nun sticht ein Mann auf dem Stadtfest auf Menschen ein. In Solingen dominiert am Samstag ein Gefühl: Resignation.

Calogero V. war am Freitagabend am falschen Ort – zum Glück. Der Taxifahrer aus Solingen wollte mit seiner Frau zum Stadtfest, doch sie hatten sich im Ort geirrt. "Wir waren im Stadtteil Wald, aber da war nicht viel los", erzählt er. Gegen 22 Uhr habe seine Tochter aus Wuppertal panisch angerufen und gefragt, ob es den Eltern gut gehe. So habe er von dem Anschlag auf dem Fronhof erfahren. "Nun ist unsere Stadt wieder berühmt – leider", sagt er traurig und erinnert an den Brandanschlag auf ein Wohnhaus 1993. Fünf türkischstämmige Mädchen und Frauen wurden damals ermordet, Neonazis waren für die Tat verantwortlich.

Während der Fahrt durch die Stadt zeigt V. ein paar Ecken. Er weist auf Trödelstände an der Straße hin. "Heute verkaufen ganz viele Leute ihre Sachen – das gehört zum Stadtfest dazu." Die Stände sind nicht gut besucht, die Straßen sind leer, aber zumindest die Trödelverkäufer scheinen sich von ihren Plänen nicht abhalten zu lassen.

Die Straße zum Tatort am Fronhof ist abgesperrt, Polizei steht hier Spalier. Direkt an der Absperrung haben Menschen Blumen abgelegt. Die Geschäfte rundherum haben alle ganz normal geöffnet. Ein Nagelstudio scheint sich nicht einmal an der Absperrbake direkt vor der eigenen Tür zu stören. In "Ali Babas Supermarkt" gegenüber herrscht ganz normaler Betrieb.

"Wer hilft Deutschland?"

Rainer und Elke R. (Namen geändert) sitzen am Rande des Tatorts vor einer Dönerbude und trinken türkischen Tee. Sie fahren jeden Samstag in die Stadt und lassen sich auch heute nicht davon abhalten. "Wir können uns ja nicht eingraben", sagen sie. "Heute Nacht war es hier wieder so wie 1993. Man denkt, man lebt in einem Kriegsgebiet." Ihre Tochter aus Kanada habe angerufen, um nach den Eltern zu fragen. Ein generelles Messer-Verbot in Innenstädten und bei Veranstaltungen hält Ehepaar R. für sinnlos. "Wer soll das kontrollieren?", sagt Rainer R. Die Politik sei mit "der Situation" einfach völlig überfordert. "Deutschland hilft allen in der Welt – aber wer hilft uns?", sagt Elke R. und seufzt.

"In zwei Tagen ist hier alles wieder normal"

Eine Bäckerei-Verkäuferin in einer Filiale von "Behmer" ist seit 4.30 Uhr im Dienst. Die Stammkunden seien zwei Stunden später gekommen als sonst, erst ab 8 oder 9 Uhr. "Die Kunden sprechen nicht viel über diese Sache", sagt sie. Sie glaubt, dass die Solinger einfach resigniert haben. "Die haben die Schnauze voll", sagt sie. Bei der "Sache mit der Bombe" vor ein paar Wochen wäre hier noch mehr Aufruhr gewesen, die Leute hätten mehr darüber gesprochen. Mitte Juni hatte ein 17-Jähriger in der Innenstadt eine Bombe fallen gelassen und war dabei selbst ums Leben gekommen. Die Tat wird der niederländischen "Mocro-Mafia" zugerechnet, die seit wenigen Wochen in NRW ihre Gegner einzuschüchtern versucht.

Immer wieder kommen Kunden in die Bäckerei. Sie bestellen Brötchen, sie wünschen ein "schönes Wochenende", als wäre nichts gewesen. Tatsächlich redet kaum jemand mit den Verkäuferinnen über die Tat. Ein Vater mit zwei Kindern auf der Straße sagt: "Jetzt steht hier wieder zwei Tage Polizei und dann ist alles wieder normal." Er zuckt mit den Schultern.

Rainer und Elke R. von der Dönerbude wollen heute nicht mehr viel unternehmen. "Wir müssen erst mal zur Ruhe kommen". Die Trauerfeier für die Opfer würden sie aber auf jeden Fall besuchen. "Das gehört sich so", sagt Elke R.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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