Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Corona-Regeln auf Weihnachtsmarkt "Leute würden fragen, ob wir einen am Brett haben"
Deutschlandweit fielen die Weihnachtsmärkte im vergangenen Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer. 2021 soll das anders aussehen. In Dortmund schreiten die Planungen für das Sicherheitskonzept voran.
In diesem Jahr soll der Weihnachtsmarkt in Dortmund stattfinden, nachdem er im vergangenen Jahr wegen der Pandemie noch ausfallen musste. Jedoch nur unter bestimmten Corona-Regeln.
Im Gespräch mit t-online lehnt Patrick Arens, Sprecher des Schaustellervereins Rote Erde e.V., jedoch eine Corona-Sicherheitsmaßnahme ab, die andere Marktbetreiber für ihre Weihnachtsmärkte anbringen wollen.
So plant der weltberühmte Christkindlmarkt in Nürnberg mit einem "Einbahnstraßen-System", in dem die Bürgerinnen und Bürger durch die Altstadt geschleust werden sollen. Dadurch soll der Kontakt zwischen den Menschen möglichst minimiert werden. Für Arens kommt so etwas für den Dortmunder Weihnachtsmarkt nicht in Frage. "Wenn wir das machen, würden sich die Leute fragen, ob wir einen am Brett haben. Das stiftet eher Verwirrung, als das man da wirklich für Lösungen sorgt", moniert er.
Dortmunder Weihnachtsmarkt: Stichprobenkontrolle der 3G-Regel
Er setzt in Absprache mit dem Land NRW auf andere Maßnahmen für die sichere Durchführung des Weihnachtsmarktes, damit der riesige, geschmückte Baum am Hansaplatz dieses Jahr nicht wie 2020 frühzeitig abgebaut werden muss.
In Nordrhein-Westfalen ist für solche Veranstaltungen generell vorgesehen, koordinierte und stichprobenartige Kontrollen der 3G- oder 2G-Regeln zu gewährleisten. Arens und sein Team erstellen derzeit zusammen mit dem Land einen Leitfaden, der Mitte dieser Woche veröffentlicht wird. Er halte es für sinnvoll, die Weihnachtsmarkt-Betreiber in diesen Prozess mit einzubeziehen.
300 Buden geplant
"Es wird ähnlich wie bei Überprüfungen in einer Gastronomie oder einer Gaststätte. Da ist man ja auch in einem kontrollierten Raum. Und so soll es auch bei unseren Geschäften angelegt werden". Unterstützten soll dabei das Ordnungspersonal. Auch für die Kommunen sei dies sehr wichtig. "Die Stichprobenkontrollen müssen genau verifiziert werden. Da ist die Einbeziehung der Standbetreiber ein ganz großer Schritt."
Doch reicht das aus, um aus dem Weihnachtsmarkt kein Superspreader-Event zu machen? Arens verweist darauf, dass die Wege zwischen den Buden verbreitert und Abläufe am Glühweinstand kontrollierter gestaltet werden. "Das sind Erfahrungen, die wir jetzt in temporären Freizeitparks und auf einigen Kirmessen am Wochenende sammeln konnten." Außerdem könnten er und sein Team hier auf Planungen des vergangenen Jahres zurückgreifen. "Und wir bewegen uns ja in der Dortmunder Innenstadt auf uns bekannten Wegen".
"Viel positivere Stimmung als 2020"
Auch deshalb brauche es kein "Einbahnstraßen-System", so der Dortmunder. Er lege seine Hoffnung unter anderem in die Impfungen. Außerdem helfe die frische Luft, da die Ansteckungsgefahr hier geringer ist. Weitere Lösungen, die er forciert, seien nachvollziehbare Maßnahmen für die Bürgerinnen und Bürger: Vernünftige Abstände, Handhygiene, frühzeitige Information sowie die angesprochenen Kontrollen.
Die Planungen sind also schon weit fortgeschritten. Der Weihnachtsmarkt in Dortmund soll vom 18. November bis zum 30. Dezember stattfinden. Es sehe aktuell gut aus, er sei sich sicher, dass es funktioniert. Man plane wie gewohnt mit rund 300 Anbietern.
Die Skepsis bleibt
Dennoch: "Wenn die Intensivstationen volllaufen, wird es schwierig", gibt Arens ohne Zögern zu. Die aktuelle Corona-Schutzverordnung biete derzeit aber den rechtlichen Rahmen zur Durchführung. "Wir hatten ja auch Gespräche mit dem NRW-Gesundheitsminister und den Vertretern der kommunalen Spitzenverbände. Auch da hat man herausgehört, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden können."
Trotz all dieser Planungen sei die Vorfreude "doppelt so groß wie im vergangenen Jahr. Man spürt eine viel positivere Stimmung". Die Schausteller und Marktkaufleute leben von Begeisterung, wie Arens feststellt. "Und die ist über eineinhalb Jahre verhagelt worden. Deshalb freuen wir uns nun umso mehr".
Allerdings ist Arens nach 20 Monaten der Pandemie auch mit einer Grundskepsis ausgestattet. "Corona geht eben seine eigenen Wege. Wir müssen uns der Realität stellen." Und so hofft er, dass das 45 Meter hohe Wahrzeichen des Dortmunder Weihnachtsmarktes in diesem Jahr wirklich leuchtet. "Grundsätzlich sind alle Bedingungen geschaffen, dass ein Markt stattfinden kann. Und deswegen planen wir weiter."
- Gespräch mit Patrick Arens, Sprecher vom Schaustellerverein Rote Erde e.V. Dortmund
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa