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Benefizspiel für Flutopfer: Viele Tore, noch mehr Geld – BVB begeistert in Hagen


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Benefizspiel für Flutopfer
BVB schlägt Hagener Teams mit 12:0 – und hinterlässt einen Geldsegen

Von Johannes Hülstrung

02.09.2021Lesedauer: 4 Min.
BVB-Kapitän Julian Brandt: Beim Benefizspiel gegen die SpVg Hagen 1911/SV Hohenlimburg 1910 gewann sein Team mit 12:0.Vergrößern des Bildes
BVB-Kapitän Julian Brandt: Beim Benefizspiel gegen die SpVg Hagen 1911/SV Hohenlimburg 1910 gewann sein Team mit 12:0. (Quelle: Beautiful Sports/imago-images-bilder)

Borussia Dortmund feiert ein standesgemäßes Schützenfest gegen die zwei Hagener Westfalenligisten. Doch viel wichtiger ist die sechsstellige Summe, die durch das Spiel den Flutopfern in Hagen zugutekommt.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, eingestürzte Brücken: Das Hochwasser vom 14. Juli hat in Hagen immense Schäden angerichtet und etliche Existenzen vernichtet. Auf den Tag genau sieben Wochen später bringt das Benefizspiel des BVB im Ischelandstadion insgesamt 295.000 Euro ein, die den Flutopfern zugutekommen.

"Borussia Dortmund wird seinen Teil dazu beitragen, um den Betroffenen zu helfen“, hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke unmittelbar nach der Katastrophe versprochen – und Wort gehalten. Die insgesamt 4.999 Tickets waren schon kurz nach Verkaufsstart vergriffen.

Die meisten Stars fehlen

Die beiden höchstklassigen Hagener Vereine, die SpVg Hagen 1911 und der SV Hohenlimburg, dürfen für jeweils eine Halbzeit gegen den BVB antreten. Die Begeisterung für dieses Spiel ist schon den ganzen Tag über in der Stadt zu spüren.

10 Uhr morgens, mitten in der Hagener City. Am Rande des Corona-Testzeltes vor dem Sparkassengebäude wuselt ein Mitarbeiter umher, wie die anderen ordnungsgemäß in einen transparenten Overall gehüllt. Darunter zu erkennen: ein altes BVB-Trikot aus den frühen 2000ern. Beflockung: Amoroso.

Fußballrentner Marcio Amoroso ist am Nachmittag natürlich nicht dabei. Die meisten Stars aus dem aktuellen Kader sind es auch nicht, wegen Länderspielreisen oder Verletzungen. Einfacher ist es, die Profis aufzuzählen, die im Ischelandstadion auflaufen: Aushilfskapitän Julian Brandt, Reinier, Abdoulaye Kamara, Marius Wolf – und Neuzugang Marin Pongracic. Ansonsten stehen viele Spieler aus der zweiten Mannschaft auf dem Rasen – die immerhin trotzdem drei Klassen höher aktiv sind als die Westfalenligisten Hagen 11 und Hohenlimburg.

In der ersten Halbzeit schlägt sich Hagen 11 mehr als wacker. Sogar ein paar eigene Chancen gegen den haushohen Favoriten erspielen sie sich. Nach 45 Minuten und den Toren von Timo Bornemann (11.), Kolbeinn Finnsson (19.), Reinier (36.) und Maik Amedick (44.) geben die Emster den Staffelstab mit einem 0:4 an die Hohenlimburger weiter.

Die tun sich deutlich schwerer, kassieren kurz nach dem Wiederanpfiff den ersten Gegentreffer. Insgesamt werden es acht; neben den beiden Doppeltorschützen Christian Viet (46./76.) und Kamara (80./86.) treffen Brandt (49.), Reinier (54.), Lennard Maloney (56.) und Pongracic (66.).

Spiel des Lebens

So oder so ist es für die Amateurkicker das Spiel des Lebens. "Das ist etwas Einmaliges, das ich nie vergessen werde", sagt Niklas Wilke von Hagen 11. Eigentlich über die rechte Außenbahn kommend, muss er viel in der Defensive aushelfen. Aber auch nach vorne geht mal was.

Zum Beispiel als er in Koproduktion mit dem früheren Schalker Jugendspieler Tim Bodenröder Brandt den Ball klaut. "In dem Moment ist es egal, ob der Spieler ein Star ist oder nicht. Aber im Rückblick ist das definitiv besonders", sagt Wilke.

Hohenlimburgs Nummer 1, Alexander Klur, lobt die Spielstärke des Bundesligisten: "Die Westfalenliga ist auch nicht unbedingt die unterste Bauernliga. Aber es macht schon einen Unterschied.“ Der macht sich am Ende auch im Ergebnis bemerkbar, das zusammengerechnet 12:0 für den BVB beträgt." Auf der einen Seite tun die vielen Gegentore weh, auf der anderen Seite sind die gute Sache und der Spaß am Spiel heute einfach wichtiger."

Feierabend mit Badelatschen und Bier

Großen Spaß haben offensichtlich auch die Zuschauer. Die meisten sind in Schwarz-Gelb gehüllt. Aber auch ganze Jugendmannschaften der beiden Hagener Vereine haben sich in voller Montur auf der Gegentribüne positioniert. Und so sind nicht nur Autogramme der BVB-Stars gefragt.

Die "Elfer“ schlendern nach überstandener erster Halbzeit in Badelatschen und mit Feierabendbier in der Hand auf die Fans zu, um sich entspannt den Durchgang der Hohenlimburger anzuschauen.

Neben den Spielern hat der BVB noch andere bekannte Persönlichkeiten zu bieten. Wie etwa Watzke, den ein kleiner Junge mitten im WDR-Interview durch den Zaun um ein Autogramm bittet (Antwort: "später“). Und auch Trainer Marco Rose ist eine Attraktion.

Für ihn zählt weniger das Sportliche, sondern eher, "dass wir hoffentlich ein paar Leuten geholfen haben, die in den letzten Wochen ganz schwere Zeiten hatten", sagt Rose nach dem Spiel zu den Ruhr Nachrichten.

Ischelandstadion in neuem Gewand

Schickgemacht hat sich das Ischelandstadion. Insbesondere der Rasen ist mit viel Mühe halbwegs profitauglich hergerichtet worden. Zwei Greenkeeper des BVB waren schon Wochen vorher im Einsatz, um das zu bändigen, was vorher mit dem Wort "Wiese“ besser umschrieben gewesen wäre. Auch eine automatische Bewässerungsanlage gibt es selbstverständlich nicht: Vor dem Spiel schleppen mehrere Helfer drei schwere Schläuche quer über den Rasen.

Letztlich können wohl selbst die Hohenlimburger damit leben, dass nicht das Erich-Berlet-Stadion als Spielort ausgewählt wurde. Am Kirchenberg dürfen sie bereits am 26. September in der Westfalenliga zwei Dortmunder Urgesteine begrüßen, die vermutlich bekannter sind als die meisten Borussen aus dem Kader des Benefizspiels: Kevin Großkreutz und David Odonkor, die mittlerweile für den TuS Bövinghausen 04 spielen. Dann geht es mehr um Punkte als um die gute Sache, aber wohl immer noch um Selfies und Autogramme. Auch wenn nicht einmal Bövinghausen bis dahin Marcio Amoroso reaktivieren wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Besuch des Benefizspiels
  • Gespräche mit Spielern
  • Pressemitteilung des BVB
  • Interview der Ruhr Nachrichten
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