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Fall Mouhamed Dramé: Angeklagter Todesschütze gibt mehrere Interviews


Fall Mouhamed Dramé
Angeklagter Todesschütze gibt mehrere Interviews

Von t-online, dpa
04.07.2024Lesedauer: 2 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240704-935-150890Vergrößern des BildesProzess in Dortmund (Archivbild): Ein wegen Totschlags angeklagter Polizist hat während des laufenden Verfahrens in einem Interview seine Sicht der Dinge dargestellt. (Quelle: Rolf Vennenbernd / dpa)

Die juristische Auseinandersetzung um tödliche Schüsse auf einen Flüchtling in Dortmund erreicht ein neues Stadium. Der Polizist, der Mouhamed Dramé erschoss, wendet sich während des Prozesses an die Öffentlichkeit.

Polizist Fabian S., der sich zurzeit wegen tödlicher Schüsse auf einen Flüchtling vor dem Landgericht Dortmund verantworten muss, hat sich am Mittwoch mit mehreren Interviews in regionalen sowie bundesweiten Medien an die Öffentlichkeit gewandt und zum Tatgeschehen geäußert. Das ist Beobachtern zufolge außergewöhnlich, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Fabian S. sprach unter anderem mit dem "Spiegel", dem "WDR" und der "WAZ". Der 30-Jährige, der wegen Totschlags angeklagt ist, sagte etwa dem "Spiegel": "Scheiße, dass es so gekommen ist."

In einer Aussage vor Gericht hatte der suspendierte Beamte Ende Mai sein Bedauern ausgedrückt und der Familie des Opfers sein Mitgefühl ausgesprochen. Der 30-Jährige soll im Jahr 2022 im Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung aus einer Maschinenpistole auf den Flüchtling Mouhamed Dramé geschossen haben. Angeklagt sind auch der Einsatzleiter, zwei Polizistinnen und ein weiterer Polizist.

"Das Leben ist kein Film", sagt der Angeklagte

Vor Gericht hatte der 30-Jährige ausgesagt, die Schüsse seien gefallen, weil der 16-jährige Senegalese in hohem Tempo mit einem Messer in der Hand auf die Polizisten zugelaufen sei. Für einen Warnschuss sei keine Zeit gewesen. Zuvor hatte der Flüchtling mit einem Messer auf sich selbst gerichtet in einem Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung gehockt. Mit dem Einsatz von Pfefferspray hatten zwei Polizisten versucht, ihn zu entwaffnen. Das Landgericht muss klären, warum die zunächst als Suizidversuch eingeschätzte Lage eskalierte.

In dem "Spiegel"-Interview sagte der 30-Jährige, er habe die Schussverletzungen zunächst nicht für lebensgefährlich gehalten. Deshalb sei der 16-Jährige anschließend noch fixiert worden. "Auch wenn das hart klingen mag: Weil jemand angeschossen wurde, heißt das nicht, dass er handlungsunfähig ist", so der Polizist.

Er sagte weiter: "Das Leben ist kein Film, bei dem ein Mensch von einer Kugel getroffen wird und sofort reglos liegen bleibt." Später habe er erfahren, dass der 16-Jährige im Krankenhaus gestorben sei. "Das war unwirklich, man sitzt da und kann das gar nicht glauben." Er sei aber davon überzeugt, dass er in der Situation nicht anders habe handeln können. "Ich will mir nicht vorstellen, dass ein Kollege verletzt oder getötet worden wäre, der sich darauf verlässt, dass ich ihn absichere. Das hätte ich mir niemals verziehen."

"Es hieß, ich sei ein Mörder"

Am Tag nach den Schüssen habe es vor der Polizeiwache eine Demonstration gegeben. "Es hieß, ich sei ein Mörder und ein Rassist. Das tat weh." Er könne nicht abschätzen, ob er persönlich als Feindbild gesehen werde oder ob damit eher die Institution Polizei gemeint sei. "Bei mir überschnitten sich dabei die Gefühle: Mir tat es weh, gleichzeitig wurde ich zornig. Nichts war bekannt – und schon wurde es politisch ausgeschlachtet. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Mensch gestorben war, fand ich das sehr schwierig."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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