Aue-Bad Schlema "Purple Path": Lila wird zum Symbol für Kunst um Chemnitz
Wenn der Berliner Kurator Alexander Ochs diese Tage in Sachsen unterwegs ist, hat er Namen internationaler Künstler im Gepäck. Dazu gehört der des US-amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell etwa, der japanischen Bildhauerin Leiko Ikemura und der des früheren Rektors der Kunstakademie Düsseldorf, Tony Cragg. Ihre Skulpturen sollen 2025 Orte wie Oelsnitz (Erzgebirge), Lugau, Aue, Mittweida und Zwönitz in den Fokus internationaler Kulturtouristen katapultieren. "Purple Path" heißt das Band, das Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas dann mit dem Umland verbindet. Doch das Projekt soll alles andere als ein temporärer Skulpturen-Parcours sein. Die Vorbereitungen dafür laufen.
Kultur sei nicht nur ein Sahnehäubchen, sagt Ochs. "Kultur ist das, wie wir leben." Dazu gehöre auch Essen, Sport und vieles mehr. Die Geschichte der Menschen und Orte im Erzgebirge zeigten, dass aus prekären Situationen immer wieder etwas Neues geschaffen wurde. Diese "Fischelanz" - wie es der Sachse nennt - sei ihm bei seinen Besuchen zigfach begegnet, erzählt er. "Auch Kunst erfindet sich immer wieder aus prekären Situationen."
So soll das Projekt weit über die Werke der internationalen Künstler hinausgehen. Diese Woche stellte Ochs in Chemnitz Vertretern von Kirchgemeinden der Region Ideen vor, zeigte etwa Bilder von Altarverhüllungen und regte eigene Projekte in den Gemeinden an. Permakultur-Gärten etwa, die mit Bedürftigen angelegt und genutzt werden könnten. Bei einem "Makers Day" in Aue sollten am Freitag Macher aus der Region vorgestellt werden und miteinander in Kontakt treten. Dabei sollte auch das traditionelle Steigerlied nicht fehlen: in Form eines Flashmobs.
Um den aktuellen Stand zu verdeutlichen, bemüht Bernd Birkigt einen Vergleich. Er ist nicht nur Bürgermeister von Oelsnitz, sondern auch Vorsitzender des Fördervereins der Kulturregion Chemnitz 2025. Mit dem Zuschlag für Chemnitz und den im Bewerbungsbuch beschriebenen Projekten habe man nun einen Acker und Saatgut. "Wir sind jetzt auf der Suche nach Arbeitern und es gilt, den Boden vorzubereiten." Rund 30 Orte im Chemnitzer Umland beteiligen sich am "Purple Path". Weitere seien willkommen, doch das Zeitfenster beginne sich zu schließen. "Kulturhauptstadt bedeutet nicht, dass in der Region Kunstwerke "abgeworfen" werden", betont Birkigt. "Es sollen ganz bewusst Schaffende, Kreative, Ungesehene einbezogen werden."
Ochs und Birkigt verweisen dabei besonders auf die mehr als 800-jährige Bergbautradition der Region. Getreu dem alten Motto "Alles kommt vom Bergwerk her" sollen sich dazu einst aus dem Berg gewonnene Rohstoffe wie Zinn, Kobalt, Kaolin und Silber in den Kunstwerken wiederfinden. In Oelsnitz ist eine Lichtinstallation von James Turrell vorgesehen - auch ein Anklang auf die Sehnsucht der Bergleute nach Licht, die sich in Traditionen des Erzgebirges vielfach wiederfindet. Und Birkigt hofft, dass die Projekte rund um den "Purple Path" helfen, Menschen vor Ort miteinander ins Gespräch zu bringen - trotz manch in jüngster Zeit verhärteter Positionen.
"Kunst hilft Menschen zu reflektieren, sich zu emanzipieren", betont Ochs. Dazu sollen die Skulpturen internationaler und junger Künstler am "Purple Path" ein Anlass sein. Ziel sei, mit ihrer Hilfe auf dem mehrere Hundert Kilometer langen lilafarbenen Pfad durch die Region die "lokalen Narrative" zu verbinden. Dabei hat die Farbe Lila auch eine religiöse Dimension, wie Ochs hervorhebt. In der Liturgie steht sie für die Passionszeit vor Ostern und den Advent. "Einerseits für Leiden und Empathie, andererseits für Hoffnung und Aufbruch."