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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Ich wollte etwas Sinnvolles tun" Herzensprojekt in Chemnitz: Ehrenamtlich Senioren besuchen
Jacqueline Haupt engagiert sich ehrenamtlich im Seniorenbesuchsdienst und zeigt, wie kleine Gesten große Wirkung entfalten können. Ein Einblick in ihr Herzensprojekt.
Für viele ältere Menschen bedeutet ein kurzer Besuch mehr als nur Gesellschaft – er schenkt ihnen Freude, Trost und das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Jacqueline Haupt kennt diese Momente nur zu gut.
Die 43-jährige Chemnitzerin engagiert sich seit 2017 im Seniorenbesuchsdienst und macht dabei immer wieder die Erfahrung, wie viel ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit bewirken können. "Es sind oft die kleinen Dinge, die den Alltag der Senioren heller machen", erzählt sie. Haupt, die in einem Bildungs- und Beratungszentrum für Erwachsenenbildung tätig ist, kam durch einen persönlichen Verlust zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit: "Nach dem Tod meiner Großmutter, die für mich wie eine Mutter war, habe ich ein großes Loch gespürt. Ich wollte etwas Sinnvolles tun, das mich erfüllt – und gleichzeitig anderen hilft."
Geprägt von Offenheit und Herzlichkeit
Heute schenkt sie Seniorinnen regelmäßig ein paar Stunden ihrer Zeit, die für diese von unschätzbarem Wert sind. "Ältere Menschen sind ohne viele Worte unglaublich dankbar", sagt sie. Die Begegnungen sind geprägt von Offenheit und Herzlichkeit. Viele Seniorinnen nutzen die Besuche, um über ihre Sorgen, Ängste und alltäglichen Herausforderungen zu sprechen. "Es fehlt oft an Zeit, die Verwandte aufbringen können. Dabei freuen sich die älteren Menschen über jede Minute, in der sie gehört werden." Die Gestaltung der Besuche richtet sich ganz nach den Wünschen der Seniorinnen. Manche möchten Karten spielen oder spazieren gehen, andere genießen es, etwas vorgelesen zu bekommen.
Besonders bewegend ist für Haupt die Erinnerung an eine Dame, die im Rollstuhl sitzt: "Sie hat sich sehnlichst gewünscht, die Veränderungen in Chemnitz zu sehen, da sie selbst nicht mehr mobil ist. Ich habe Fotos und Videos vorbereitet und ihr gezeigt, was sich verändert hat. Ihre Freude war unbeschreiblich."
Neben gemeinsamen Aktivitäten ist vor allem das Zuhören ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. "Viele Seniorinnen fühlen sich im Stich gelassen, weil ihre Angehörigen wenig Zeit haben oder weit entfernt leben. Manchmal gibt es auch Konflikte in den Familien, die ich natürlich nicht lösen kann. Aber ich bin da, höre zu und schenke ihnen Aufmerksamkeit."
"Die Freude, die man schenkt, kommt direkt zurück"
Haupt verbringt wöchentlich ein bis zwei Stunden mit den Seniorinnen – ein aus ihrer Sicht minimaler Zeitaufwand, der jedoch Großes bewirken kann. "Die Freude, die man schenkt, kommt direkt zurück. Die Seniorinnen sitzen oft mit einem strahlenden Lächeln da – das begeistert mich jedes Mal." Manchmal sind es auch die kleinen Gesten, die viel bewirken. "Im Seniorenheim hat sich einmal eine Dame eine Banane oder Paprika gewünscht. Mit solchen Kleinigkeiten kann man so viel Freude bereiten", erzählt Haupt.
Für sie ist die ehrenamtliche Arbeit im Seniorenbesuchsdienst eine Herzensangelegenheit, die nicht nur den Seniorinnen, sondern auch ihr selbst guttut. "Ich hoffe, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, etwas Ähnliches zu tun. Es ist eine Bereicherung – nicht nur für die Senioren, sondern auch für einen selbst."
- Reporter vor Ort