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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Helden des Monats" "Herzensanliegen": Wie diese Menschen Familien unterstützen
Durch sogenannte Familienpaten können sich Eltern Freiräume schaffen. Doch das Projekt ist noch viel mehr – und wird in der Stadt hervorragend angenommen.
Axel Münch, 55 Jahre alt, ist jemand, der weiß, wie wichtig ein unterstützendes Umfeld sein kann – und der seine eigenen Erfahrungen nutzt, um Familien in schwierigen Lebenslagen zu helfen. Als IT-Spezialist bei der BWI, dem IT-Dienstleister der Bundeswehr, verbringt er seinen Arbeitstag vor dem Computer und ist verantwortlich für die Datensicherung. Doch seine ehrenamtliche Arbeit als Familienpate bei der Caritas Chemnitz bringt ihm die nötige Abwechslung und Erfüllung. "Ich sitze den ganzen Tag vor dem Rechner, da tut es gut, am Wochenende mal herauszukommen und Zeit mit den Kindern zu verbringen", erklärt Münch.
Seine Familie steht dabei hinter ihm, vor allem seine Tochter, die ihn bei den Aktivitäten unterstützt. "Meine Frau ist Krankenschwester und kennt die Herausforderungen, wenn man zwischen Familie und Beruf jongliert. Deshalb ist es für uns alle ein Herzensanliegen, dass wir auch anderen Familien unter die Arme greifen."
"Arbeit mit Kindern macht mir unglaublich viel Spaß"
Einen ähnlichen Weg geht Annegret Zobel, 60 Jahre alt, die in Chemnitz für den KjF e.V., einen großen sozialen Verein, arbeitet. Zobel, die ihr Leben lang mit Kindern gearbeitet hat – zunächst als Kindergärtnerin und heute therapeutisch mit Kindern, die in WGs untergebracht sind – ist ebenfalls als Familienpatin aktiv. "Die Arbeit mit Kindern macht mir unglaublich viel Spaß. Es macht mich glücklich, Kindern ein Lachen auf die Lippen zu zaubern", berichtet sie.
Über die Familienpaten betreut Zobel ein kleines Mädchen namens Lisa, das sieben Jahre alt ist und bei ihrem alleinerziehenden Vater lebt. "Für mich ist sie wie ein drittes Enkelkind", sagt Zobel liebevoll. Die Verbindung zwischen ihr und Lisa ist so eng, dass das Mädchen sie "Oma" nennt. "Sie ist überglücklich, wenn sie zu mir darf, und ich bin wie eine leibliche Oma für sie."
Zobel holt Lisa gelegentlich aus der Schule ab, bespricht alle Details mit dem Vater und war sogar schon zweimal mit dem Mädchen im Urlaub. Das sei allerdings ihre private Entscheidung und Angebot an die Familie. Das Ehrenamt beschränkt sich auf zwei bis drei Stunden pro Woche. Außerdem unterstützt Zobel Lisas Vater in erzieherischen Themen.
Axel Münch fand den Weg zur Caritas durch einen Radiobeitrag. Vor 30 Jahren war er selbst in einer schwierigen Situation – wenig Geld, eine junge Familie und seine Frau musste sich um die Kinder und den Haushalt kümmern, da er wegen seiner Arbeit oft unterwegs war. Diese Erfahrungen prägen heute seine Arbeit als Familienpate, wo er zwei Geschwisterkinder im Alter von neun und elf Jahren betreut. "Wir holen die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld heraus, oft sind es Familien, die mit mehr Herausforderungen als üblich kämpfen müssen", erzählt er.
"Das ist unbezahlbar"
Dabei gehe es vor allem darum, den Eltern Freiräume zu schaffen, während die Kinder spannende Erlebnisse haben. An den Wochenenden nimmt Münch die Kinder mit ins Gebirge oder in den Wald, spielt mit ihnen am Wasser oder baut gemeinsam mit ihnen Weihnachtsgeschenke. "Wir haben sogar eine kleine Hütte im Wald gebaut", berichtet er stolz. Was ihm dabei am meisten Freude bereitet, sind die leuchtenden Augen der Kinder. "Dieses Staunen und die Aha-Erlebnisse, wenn sie zum Beispiel zum ersten Mal eine Hütte selbst bauen, das ist unbezahlbar", schwärmt Münch.
Gerade für Stadtkinder, die solche Erfahrungen selten machen, sei das eine ganz besondere Gelegenheit. Der Gedanke der Caritas, den Familien durch den Einsatz von Paten einige Stunden Entlastung zu schenken, funktioniert für beide Ehrenamtlichen hervorragend. Axel Münch verbringt fast jedes Wochenende mit "seinen" Kindern und zeigt ihnen eine Welt, die sie sonst nicht erleben würden. Annegret Zobel wiederum schenkt Lisa nicht nur Erlebnisse, sondern auch die Geborgenheit einer "zweiten Oma". "Es ist eine wunderschöne Sache, die ich nicht mehr missen möchte", sagt Münch abschließend.
Menschen wie Annegret Zobel und Axel Münch werden dringend gesucht, denn die Warteliste der Familien, die sich eine Familienpatenschaft wünschen, ist lang. Aktuell befinden sich über 30 Kinder in Warteposition und das bereits aus den zurückliegenden Jahren. Im Jahr 2024 konnten aufgrund der fehlenden Kapazitäten keine neuen Familien aufgenommen werden. Der Caritasverband Chemnitz freut sich deshalb über alle, die sich ein solches Ehrenamt vorstellen können und ein Kind beim Großwerden unterstützen möchten.
- Eigene Recherche