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Bremen: Synode der Evangelischen Kirche berät über sexuellen Missbrauch


"Die Wunden sind tief"
Evangelische Kirche berät über sexuellen Missbrauch

Von dpa
08.11.2021Lesedauer: 2 Min.
Detlev Zander, Mitglied des Betroffenenbeirates, spricht: Zu der mehrtägigen Synode werden die meisten Kirchenparlamentarier wegen der Corona-Lage online zugeschaltet.Vergrößern des BildesDetlev Zander, Mitglied des Betroffenenbeirates, spricht: Zu der mehrtägigen Synode werden die meisten Kirchenparlamentarier wegen der Corona-Lage online zugeschaltet.rlamentarier wegen der Corona-Lage online zugeschaltet. (Quelle: Sina Schuldt/dpa-bilder)

Für Kirchen ist es der Sündenfall schlechthin: Sexuelle Gewalt unter ihrem schützenden Dach. Auch Deutschlands evangelische Kirche hat damit zu tun. Doch für den Versuch der Aufarbeitung gibt es harte Worte der Betroffenen.

Es waren bedrückende Geschichten, die die Kirchenparlamentarier bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD-Synode) zu hören bekamen: Missbrauch durch einen Pastor, im Behindertenheim, bei den Pfadfindern. Hinweise auf sexuellen Missbrauch an Kindern in einer kirchlichen Kita, denen weder die Gemeinde, noch die Landeskirche oder die Justiz nachgingen.

Die Betroffenen von sexueller Gewalt im kirchlichen Raum sprachen am Montag in Bremen von ihren Erfahrungen und kritisierten den Gang der Aufarbeitung. Ihr Auftritt war der Gegenpol zu einem offiziellen Bericht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), den der Braunschweiger Bischof Christoph Meyns erstattete.

EKD-Synode in Bremen: Evangelische Kirche vom Thema Missbrauch eingeholt

"Ich bin zutiefst betroffen über das Unrecht, das Menschen entgegen allem, wofür wir stehen, im Kontext von Kirche und Diakonie angetan wurde", sagte Meyns. Die Aufarbeitung sei "ein langer, ein harter und auch ein teurer, aber ein absolut notwendiger Prozess".

Die evangelische Kirche ist mit Verzögerung nach der katholischen Kirche von dem Thema Missbrauch eingeholt worden. Hunderte Fälle sind in den vergangenen Jahren ans Licht gekommen. Seit 2018 versucht die EKD, das Vorgehen in ihren 20 einzelnen Landeskirchen anzugleichen. Eine wissenschaftliche Erforschung ist auf den Weg gebracht.

Wie können Betroffene bei der Aufarbeitung einbezogen werden?

Derzeit hakt es auf evangelischer Seite an der Frage, wie die Betroffenen einbezogen werden. "Wir brauchen ihre Perspektive und ihre Erfahrungen, um in Zukunft Menschen besser vor sexualisierter Gewalt schützen zu können und mit stattgefundenen Taten umzugehen." Das sagte Bischof Meyns als Sprecher des Beauftragtenrates für Schutz vor sexualisierter Gewalt.

Doch die Kirchenleitung hat die Arbeit eines Betroffenenbeirats, der erst vergangenes Jahr gegründet wurde, im Mai wieder ausgesetzt. In dem Rat gab es interne Konflikte sowie Konflikte mit der Kirche. Mehrere Mitglieder schieden aus. Dieses Scheitern solle nun mit Hilfe von Experten aufgearbeitet werden, kündigte Meyns an. Dann gebe es eine neue Form der Beteiligung.

Scharfe Kritik von Mitgliedern des Betroffenenbeirats

Mitglieder des Beirats kritisierten, wie mit ihnen umgegangen worden sei. "In vielen Bereichen beweist die EKD Gestaltungswillen und Handlungskompetenz, etwa in der Flüchtlingshilfe oder in ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus", sagte Nancy Janz für mehrere Betroffene. "In Sachen sexueller Missbrauch existieren diese klare Haltung, der Konsens und der Handlungswille bis heute nicht."

Die Beteiligung der Betroffenen sei der "neue Besen", der garantiere, dass die dunklen Ecken der Vergangenheit wirklich sauber gekehrt werden, sagte Detlev Zander, ein ehemaliges Heimkind. Zugleich gab es die Forderung, die Aufklärung nicht der Kirche zu überlassen, sondern in staatliche Hände zu legen.

"Die Wunden sind tief"

"Die Wunden sind tief", sagte die Vorsitzende der Synode, Präses Anna-Nicole Heinrich. Die Kirche dürfe nicht die Deutungshoheit über das Geschehen beanspruchen. "Die Beteiligung von Betroffenen ist für die Aufarbeitung unverzichtbar." Das Kirchenparlament werde die Sicht der Betroffenen in seine Arbeit integrieren. Das Dienstrecht solle verschärft werden, um die Täter nicht zu schützen und den Opfern mehr Rechte zuzugestehen.

Am Mittwoch wird auf der Synode der Vorsitz im Rat der EKD neu vergeben. Gesucht wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den scheidenden Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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