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Bremen geht gegen Bettler-Mafia vor – gut so? Pro und Kontra


Kriminelle Banden
Endlich greift Bremens Regierung bei Bettlern durch


Aktualisiert am 11.04.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

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Ein Mann bettelt auf den Domtreppen in Bremen (Archivfoto): Juristisch ist das Betteln um Almosen seit 1974 grundsätzlich erlaubt. (Quelle: imago stock&people/imago)

Der Bremer Senat will stärker gegen aggressive Bettler vorgehen, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Ist das der richtige Weg?

Offiziell ist es verboten, aber geahndet wird es selten: Aggressives Betteln in der Innenstadt ist mehr als nur ein Ärgernis. Denn die gut organisierten Bettler gehen Passanten aggressiv an, bringen mitunter auch Kinder mit. Teilweise werden Behinderungen oder Amputationen vorgetäuscht, um das Portemonnaie der Passanten zu öffnen. Eine Masche, der jetzt ein Riegel vorgeschoben wird.

Der Bremer Senat will in der kommenden Woche neue Maßnahmen beschließen, um gezielter gegen Aggro-Bettler vorzugehen. Ist das eine angemessene Reaktion?

Pro
Katharina Grimm
Katharina GrimmHead of Regio Nord

Schluss mit der Nötigung

Der Bremer Innensenator will gegen bettelnde Banden in der Innenstadt vorgehen – na endlich!

Denn hier geht es selten um Bedürftigkeit, sondern vielmehr um ein Business. Die milden Gaben sind eiskalt kalkulierte Einnahmen. Dafür setzen diese Kriminellen gezielt Menschen mit Behinderungen und ungewaschene kleine Kinder ein, um das Herz zu rühren und hoffentlich den Geldbeutel zu öffnen. Das ist eine perfide Masche, die im öffentlichen Raum keinen Platz bekommen sollte.

Wer sich von so viel Bettelshow nicht erweichen lässt, wird aggressiv angegangen. Und das auch am Tisch, beim Essen, draußen im Restaurant, wo man nicht einfach weggehen kann. Das ist übergriffig, denn ob ich Geld geben möchte oder nicht, sollte eine freie Entscheidung bleiben. Alles andere ist Nötigung. Und die ist strafbar. Das war es auch schon bisher, doch mit dem Vorstoß rückt der Bremer Senat das Problem mit kriminellen Schnorrern stärker in den Fokus.

Dabei bleibt das Bitten um Almosen ja weiterhin möglich. Das geltende Gesetz ist nicht neu, es wird auch nicht verschärft. Wer auf der Straße lebt und angewiesen ist auf Spenden, der sollte sie auch bekommen dürfen. Es gibt in Deutschland ein Recht auf Betteln, und das ist richtig so. Um etwas zu bitten, sollte niemals verboten werden. Aber es muss zumutbar sein, dass die Antwort auch nein heißen kann. Ohne dass man Ärger erwarten muss, wenn man nichts gibt.

Die Stadt Bremen tut gut daran, sich um die Geschäfte der Bettel-Mafia zu kümmern. Denn diese verdrängen die "echten" Obdachlosen und verwandeln die Innenstadt in Angsträume. Und das braucht niemand.

Kontra
Steffen KollerRegionalredakteur Bremen/Norddeutschland

Leben und leben lassen

Der Bremer Senat will die Innenstadt sauberer und sicherer machen. So weit, so einleuchtend. An vielen Ecken in der City findet sich Müll, Raubüberfälle mehren sich, und offener Drogenkonsum ist in zahlreichen Stadtteilen allgegenwärtig. All das ist unschön und schafft kein gutes Bild von Bremen. Schon klar.

Nun soll eine Maßnahme – erarbeitet von Politik und Handelskammer – Bremens gute Stube zu einem Wohlfühlort für alle machen. Menschen soll es verboten werden, an Café- und Restaurantbesucher heranzutreten und sie nach Geld zu fragen. Ernsthaft? Noch abgehobener kann ein Vorschlag doch kaum sein.

Armut ist in unserer Gesellschaft omnipräsent, vor allem auf "der Straße" spiegelt sich diese ungefiltert wider. Wer sich nun auf "die Straße" begibt – und genau dort finden sich nun mal Cafés und Lokale –, der wird sich zwangsläufig dieser Realität stellen müssen. Bremen mit seinen knapp 560.000 Einwohnern ist eine Großstadt. Genau hier müssen sich auch alle treffen dürfen. Die ärmsten und die reichsten.

Der Vorschlag von Senat und Handelskammer klingt fast so, als müsste man die "armen" Restaurantbesucher vor den "bösen" Bettlern schützen. Doch das ist zynisch und fern der Realität.

Denn: Zum einen werden Menschen, die für ihr (Über-)Leben auf das Geld anderer angewiesen sind, sich nicht von solchen Verboten abhalten lassen. Ganz zu schweigen davon, dass dieses Verbot niemand wirklich kontrollieren kann. Zum anderen: Jede und jeder, ob nun in der Straßenbahn, am Hauptbahnhof oder im Café, hat die Option, "Nein" zu sagen. Und wer die Großstadt als seinen Lebensort auswählt, muss irgendwie auch damit klarkommen, nach Geld gefragt zu werden. Das tut nicht weh, das ist Realität. Also: Leben und leben lassen.

 
 
 
 
 
 
 

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