Auftritt in Bremen DSDS-Sieger gibt 12-Minuten-Konzert in Einkaufszentrum
Millionen sahen Sem Eisingers Auftritt im Finale von DSDS. Jetzt tourt er durch deutsche Einkaufszentren. Auch Bremen stattet er einen Besuch ab.
Alle blicken Richtung Fahrstuhl. Dort soll er gleich heraustreten, der 29-jährige Gewinner der diesjährigen Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". Es ist 14.55 Uhr, als der Moderator im Weserpark im Stadtteil Osterholz die Zuschauer vor der Bühne anfeuert. "Kriege ich einen riesigen Jubel?", fragt der Mann ins Bremer Publikum. Er bekommt ihn.
Anders, als es ein Kurzvideo auf der Plattform Twitter vor wenigen Tagen erahnen lässt, kommen mehr als 100 Besucher in das große Einkaufszentrum am Rand der Stadt. Das sah vor kurzem noch anders aus: Da hatte Sem Eisinger einen Auftritt im Pösna Park bei Leipzig. Nur wenige, schätzungsweise 30, 40 Menschen hatten es zu seiner Performance geschafft. Die Kommentare zum Auftritt: eher spöttisch.
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Am Montag dann ein doch deutlich anderes Bild: Dicht gedrängt stehen die zumeist Mädchen und Jungen im Grundschulalter samt Erziehungsberechtigten vor der Bühne im sogenannten Lichthof des Weserparks. Zwischen Fotostudio, Bekleidungsgeschäft und Modekette warten sie auf ihren "Superstar". So jedenfalls kündigt der Moderator den 29-Jährigen kurz vor seinem Auftritt an. Und er fragt erneut: "Kriege ich einen riesigen Applaus von Euch?" Auch jetzt enttäuscht ihn die Menge nicht.
Manche sind nur auf Gutscheine aus
Mehrere Sicherheitsmitarbeiter stehen am Fahrstuhl. Dort soll Eisinger gleich herauskommen. Doch der DSDS-Sieger lässt auf sich warten. Warum, bleibt unklar. Doch die Zeit nutzen die Organisatoren und rühren kräftig die Werbetrommel. Aber nicht für Eisinger, sondern für den Weserpark.
Eine Frau – auffallend rote Hose, gleichfarbiges Oberteil – verschenkt Gutscheine an die Menge. "10 Prozent auf alles!", hallt es aus den Boxen. "Das gibt es nur hier und heute", ruft der Moderator. Irgendetwas mit "Inflation" fügt er hinzu und ergänzt: "Morgen sind die Gutscheine schon 20 Prozent wert."
Das Gedränge wird dichter, Eisinger ist indes noch nicht zu sehen. Die Gutscheine kommen gut an beim Publikum. Eine ältere Frau schiebt sich bis an das Absperrband und ruft: "Ich will auch einen!". Sie bekommt zwei, dann ist sie wieder verschwunden. Das Konzert, es scheint sie eher wenig zu interessieren.
Kein Zylinder, dafür Basecap
Dann ist es so weit: Eisinger steigt aus dem Fahrstuhl, nur noch wenige Meter, dann kommt er auf der Bühne. Doch es dauert. Einige ungeduldige Fans wollen gleich ein Selfie – und sie bekommen es. So ist es letztlich 15.07 Uhr und "Deutschlands neuer Superstar" präsentiert sich dem Publikum. So hatte es der Weserpark zuvor auf seinem Instagram-Account angekündigt.
Noch vor dem Auftritt hatte ein Junge gemutmaßt, ob Eisinger wohl seinen Zylinder tragen würde. Er tut es nicht. Lässige Basecap mit der Aufschrift "COOL", dazu College-Jacke, und Silberschmuck – das ist der Look.
Und dann geht es los: Sein Sieger-Song "Don´t let me go" erklingt, Eisingers Stimme erfüllt den Lichthof. Nicht nur vor der Bühne drängt sich das Publikum, auch am Rand des ersten Stocks sind zahlreiche Besucher zusammengekommen. Zweieinhalb, vielleicht drei Minuten singt der 29-Jährige, um gleich danach dasselbe Lied noch einmal zu spielen.
"Ihn live zu sehen, ist der Hammer!"
Jubel und Applaus sind zu hören, Fotos und Videoaufnahmen werden gemacht. Dann ist der eigentliche Auftritt auch schon beendet. Knapp zwölf Minuten sind das am Ende – doch das eigentliche Highlight soll erst noch folgen: Selfies.
Das Publikum zückt die Smartphones, viele wollen ein Foto mit dem DSDS-Sieger. Doch warum eigentlich? Was fasziniert die Mädchen und Jungen am Newcomer? Melanie, 13 Jahre alt, meint, Eisinger sei "super cool" und habe eine "mega krasse Stimme". Sie habe alle Folgen von "Deutschland sucht den Superstar" gesehen, den Gewinner nun live zu sehen, sei "der Hammer!". Auch ihrer Freundin Kira (13) geht es ähnlich, nur sie findet noch dazu, dass der 29-Jährige auch einen "richtig tollen Style" habe. Ein Foto mit ihm bedeute den beiden "viel", jetzt würden sie "super glücklich" nach Hause gehen.
Auch Emma und Lea sind gekommen. Auch sie machen ein Selfie, ein Autogramm wollen sie nicht. "Selfies sind cooler", so die Begründung. "Das zeigen wir gleich morgen in der Klasse", meint Emma. Ihre Freundin kichert.
Die Antworten ähneln sich bei vielen Befragten. Eisinger, so die weitverbreitete Meinung am Montagnachmittag, sei eben "so mega cool – und es gibt Gutscheine", sagt der elfjährige Patrice. Ob er sich damit ein womöglich bald erscheinendes Album des Sängers kaufen wollte, fragt ihn t-online. "Nein, lieber Playstation-Spiele", so seine Antwort.
- Beobachtungen vor Ort
- Eigene Recherche