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Hafen in Bremerhaven: Diese Schwachstelle könnte Menschenleben fordern


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Leuchtturm droht Einsturz
Brechen die Wände, stehen 80 Prozent Bremerhavens unter Wasser


20.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Schiefer Turm in Bremerhaven: Aufnahmen zeigen die abgesackte Nordmole. (Quelle: t-online)
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Die Nordmole in Bremerhaven ist abgesackt, dem Leuchtturm droht der Einsturz. Doch das ist nicht das einzige Problem im Hafen.

Der Leuchtturm auf der Nordmole in Bremerhaven steht bedenklich schief, zu retten ist er nicht mehr. Nachdem in der Nacht zu Donnerstag das tragende Bauwerk teilweise in sich zusammensackte, wird das Leuchtfeuer nun abgetragen. Erste Arbeiten sollen voraussichtlich am Samstag beginnen.

Während die Bremerhavener traurig sind über den Verlust ihres Wahrzeichens und verärgert über die offensichtlichen Nachlässigkeiten der Behörden, wird auch deutlich: Im Hafen von Bremerhaven ist so einiges marode. Und im Ernstfall könnte das womöglich schwerwiegende Konsequenzen haben.

Sperrwerk von 1961 ist marode und soll neu gebaut werden

Denn der neue Hochwasserschutz lässt schon seit Jahren auf sich warten. Das 1961 gebaute Sperrwerk schützt unterhalb der Kennedybrücke vor Hochwasser in der Stadt. Insbesondere bei Sturmfluten kommt dem Bauwerk große Bedeutung zu. Würde es einbrechen, wären 80 Prozent Bremerhavens in Sekundenschnelle überschwemmt. An der Bürgermeister-Smidt-Straße wären Pegelstände von 2,85 Meter möglich.

Wegen dieser Gefahr hat die Stadt bereits 2012 folgenden Entschluss gefasst: "An der Geeste soll ein neues Sperrwerk für den Hochwasserschutz gebaut werden. Dafür hat sich der Magistrat in seiner heutigen Sitzung ausgesprochen." Dieser Auszug aus einer Pressemitteilung ist datiert auf den 4. April 2012. Erste Planungen gehen sogar auf das Jahr 2009 zurück.

Vor zehn Jahren hatte sich der Magistrat für "Variante 2" der insgesamt drei Konzepte entschieden: den Bau eines neuen Sperrwerks in Höhe des ehemaligen Fährhauses. 33 Millionen Euro soll der Bau schätzungsweise kosten. Rund 30 Prozent, also etwa elf Millionen Euro, würde das Land Bremen übernehmen.

Sperrwerk soll frühestens 2028 fertig sein – wenn überhaupt

Seit mehr als zehn Jahren gibt es den Beschluss bereits, gebaut wurde bislang aber nicht. Erst 2015 konnten sich die Bundesländer auf eine konkrete Finanzierung des Bauwerks einigen. Zurzeit, so eine Sprecherin der Hafenbehörde zu t-online, werde die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens vorbereitet. Die finale Einleitung des Verfahrens könnte Mitte 2023 abgeschlossen sein.

Und dann? Danach dauert ein solches Verfahren mindestens ein Jahr. Wenn alles gut laufe und es "keine gravierenden Einwände und Klagen gegen das Vorhaben gibt", werde der Baubeginn im Jahr 2025 erfolgen können, hieß es aus dem Hafenressort. Doch auf die Fertigstellung können die Menschen in Bremerhaven wohl noch länger warten: Erst Ende 2028 soll der neue Hochwasserschutz stehen – wenn überhaupt.

Dabei hat sich in der Vergangenheit schon des Öfteren gezeigt, was bei Sturmfluten passieren kann: Im Februar 2020 fegte Sturmtief "Sabine" über die Region und überflute die Parkplätze an der Geeste. Verletzt wurde damals niemand, die Höhe des Sachschadens ist nicht bekannt. Und: Allein 2015 musste das Sperrwerk 145 Mal geschlossen werden, weil der Pegel über 2,5 Meter angestiegen war.

Hafenressort: "Die Funktionalität ist vollumfänglich gewährleistet"

Regelmäßig würden die 13 Meter breiten und zwölf Meter hohen Wände geöffnet, um sie auf Funktionalität zu prüfen, sagte eine Sprecherin der Hafenbehörde. "Die Funktionalität ist vollumfänglich gewährleistet." Sicherheitsmängel seien keine bekannt, und es erfolge "eine kontinuierliche Unterhaltung des Bauwerkes". Die Sprecherin weiter: "Die Sicherheit des Sperrwerks ist insofern nach heutigem Stand nicht gefährdet."

Der Neubau sei nötig, weil das bestehende Bauwerk aus technischen Gründen nicht erhöht werden könne, aber angesichts der zukünftigen Anforderungen durch erwartete höhere Wasserstände erforderlich sei, sagte die Sprecherin.

Neben Nordmole und Sperrwerk sorgt noch ein weiteres Bauwerk für Kopfschütteln bei den Bremerhavenern: die Nordschleusenbrücke. Lange Zeit war sie die einzige Verbindung für Güter- und Personenzüge zur Columbusinsel und somit zum Überseehafen der Stadt. Doch die Brücke, die einst als größte drehbare Eisenbahndrehbrücke Deutschlands galt, gibt es nicht mehr.

Brücke musste abgebaut und verschrottet werden

An Ostern 2021 wurde sie abgebaut und verschrottet. Der Dauereinsatz von 90 Jahren hatte Spuren hinterlassen. Das Material hatte sich abgenutzt. Die Brücke hatte in immer kürzeren Abständen gewartet werden müssen.

2021 einigten sich Behörden und die für die Instandhaltung zuständige Hafenmanagementgesellschaft Bremenports auf eine umfängliche Analyse, wie mit der Brücke weiter umgegangen werden solle. 2,25 Millionen investierten die Beteiligten in eine Entwicklungsanalyse. Auch dieses Verfahren werde "einen erheblichen Zeitraum benötigen", sagte Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) damals dem "Weser-Kurier".

Es kann also noch etwas dauern in Bremerhaven. Wozu das führen kann, ist an der Nordmole deutlich zu erkennen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Schriftliche Anfrage an das Hafenressort
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