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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Beachclub meets Biergarten" Neuer Pächter in den "Weserterrassen" – das sind seine Pläne

Lange Zeit waren die Tore dicht, und viele Menschen fragten sich: Wann werden die Bremer "Weserterrassen" endlich wieder öffnen? Am Donnerstag ist es so weit.
Es geht endlich wieder los. Die "Weserterrassen", eines der Szenelokale Bremens, öffnet nach langer Zeit wieder seine Türen. Mit einem vollkommen neuen Konzept gehen Pächter Philip Larisch und Betriebsleiterin Sarah Steffens am Bremer Osterdeich an den Start. Mit ihren Ideen wollen sie nicht nur ein wesentlich breiteres Publikum ansprechen als in den Jahren zuvor – sie haben auch innovative Ideen für die Zukunft.
Dabei weiß Philip Larisch, worauf es ankommt. Seit 2006 betreibt der im Bremer Viertel groß gewordene Pächter mehrere Bars. Mit dem "Bermuda", dem "Chinchilla", der "Feldschlößchen Bar" und dem "First Class Suicide" erweitert er sein gastronomisches Portfolio nun um Lokal Nummer fünf.
Lange Zeit, sagt Larisch im Gespräch mit t-online, hatte er die "Weserterrassen", die 1933 als Tanz- und Ausflugslokal gebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg als amerikanisches Offizierscasino und Jazz Club genutzt wurden, schon im Blick. Da er im Stadtteil Peterswerder aufgewachsen ist, hatte er den Werdegang der Gaststätte samt Vereinsräumen und Biergarten stets beobachtet – und nutzte die Gelegenheit, als diese sich vor rund drei Monaten bot.
"Alle sind willkommen, alles ist möglich"
Zweieinhalb Monate dauerte die Bewerbungsphase, Vorstellungsgespräche folgten und Larisch konnte letztlich den Verein als verantwortliche Institution mit seinem Konzept überzeugen. "Wir verstehen die 'Weserterrassen' als Begegnungsstätte", sagt Larisch. "Alle sind willkommen und im Grunde ist hier auch alles möglich." Dass das Lokal so viel biete, hänge auch mit dem Verein zusammen, der seit Jahren eine feste Größe im kulturellen und sozialen Bereich Bremens ist. Jährlich besuchen nach Angaben der Verantwortlichen rund 75.000 Menschen die Angebote.
Gastronomie, Konzerte, ein Hort im Gebäude, dazu ein kleiner Spielplatz neben dem Biergarten, zwei Säle für Hochzeiten und Jubilare mit Platz für bis zu 100 Gästen – und das alles unter einem Dach. Genau das wollen Larisch und sein Team auch leben. "Wir verstehen uns als gemeinsame Institution, jeder bringt sich gegenseitig voran."
Als Erstes, und das war Larisch wichtig, sollte der Biergarten mit seinen etwa 200 Sitzgelegenheiten ein neues Gesicht bekommen. Eine Hollywood-Schaukel in der einen Ecke, ein riesiger Liegestuhl und aus Holz gearbeitete Sitzflächen mit Blick auf die Weser in der anderen, dazu eine kleine Feuerstelle. Kaum eine Gastronomie biete so etwas rund um die exponierte Lage in unmittelbarer Nähe zum Weserstadion.
Es gibt außerdem ein neues Logo und natürlich eine neue Getränkekarte. Larisch und seine Mannschaft setzen zunächst auf Klassiker wie Bier, Wein und Softdrinks. Eine Auswahl an Snacks und Kuchen sowie Cocktails kommt hinzu – und bald wird expandiert.
Larisch sieht Henssler-Restaurant "Ahoi" nicht als Konkurrenz
Richtung Spätsommer oder Herbst soll dann das Café in Angriff genommen werden. In Zukunft würde dort neben Suppen und Landbrot-Snacks aus der Region auch Gegrilltes angeboten. Dass Larisch nicht schon zur Eröffnung Speisen verkauft, hat zweierlei Gründe: Zum einen wolle er "kein halbgares Menü" anbieten, zum anderen mache die Corona-Pandemie und ihre Folgen die Suche nach Gastro-Fachkräften schwierig. Zur Eröffnung habe er unter anderem auf seinen Pool von Angestellten aus anderen Bars zurückgreifen können. Das habe ihm sehr geholfen.
In Zukunft, so Larisch, könne das übergeordnete Motto der "Weserterrassen" in etwa lauten: "Beachclub meets Biergarten". Mit diesem Konzept würde er sich auch deutlich vom direkt nebenan liegenden Restaurant "Ahoi" von Star-Koch Steffen Henssler abheben, glaubt er. Während Henssler in seiner Kette, die Ende Mai dort das "Ambiente" ablöste, nach Larischs Auffassung "eher das gehobene Publikum" anspreche, wolle er grundsätzlich "Bodenständiges" servieren. Die direkte Konkurrenz sehe er daher eher positiv. "Jeder hat seine Nische."
Die direkt angrenzende Weser mit ihren großflächigen Wiesen biete für die "Weserterrassen" zudem die Möglichkeit, Besucher des Deichs direkt einzubeziehen. Pommes und Cocktails zum Mitnehmen, aber auch Wikinger-Schach-, Picknickkorb- und Frisbee-Verleih könne er sich zukünftig gut vorstellen. Zusätzlich will Larisch Müllaktionen starten. Menschen, die einen Sack mit Resten vergangener Partynächte bei ihm abgeben, könnten mit Gutscheinen belohnt werden.
Ab 2023 kommen weitere Events hinzu
Peu à peu seien in Zusammenarbeit mit dem Verein ab 2023 auch Bühnenprogramm mit Konzerten, Back-Events, Jazz-Nächte und Cocktail-Kurse denkbar. Auch Fußballfans, die auf dem Weg zum Stadion sind oder von dort kommen, will Larisch einbeziehen – und meint damit nicht nur den einfachen Verkauf von Bier. "Wir haben viele Ideen, nach und nach werden wir diese umsetzen. Bleibt gespannt."
Während am Mittwoch letzte Lieferanten Getränke ranschafften, Mitarbeiter Geschirr, Besteck und Gläser auspackten und alles auf Vordermann brachten, startete am Abend eine erste kleine Eröffnung für Freunde, Familie und Helfer. Ab Donnerstag werde dann ganz offiziell eröffnet. Zukünftig sind die Türen des "Weserterrassen"-Biergartens von 12 bis etwa 22 Uhr geöffnet, je nach Veranstaltung und am Wochenende gerne auch "open end", sagt Larisch.
- Gespräch mit Pächter Philip Larisch
- Eigene Recherchen
- weserterrassen.com: Internetseite der Weserterrassen