Berlin Staatsanwaltschaft: 40 Anklagen zu Encrochat-Verfahren
Rund zwei Jahre nach der Entschlüsselung von Daten des Messengerdienstes Encrochat hat die Berliner Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben bislang in 40 Fällen Anklage erhoben. Mehr als 100 weitere Verfahren mit mindestens einem identifizierten Verdächtigen seien noch anhängig, teilte die Behörde auf Anfrage mit. In weiteren neun Fällen müsse der Täter ermittelt werden. Weil dies nicht gelungen ist oder der Tatverdacht nicht ausreichend war, hat die Staatsanwaltschaft demnach bislang 37 Verfahren eingestellt. Die Identifizierung von Verdächtigen sei schwierig angesichts rudimentärer Chatnachrichten, "gepaart mit milieubedingtem Jargon".
Die Verschlüsselungssoftware Encrochat wurde von Kriminellen zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es jedoch im Frühjahr 2020, Millionen geheimer Daten abzuschöpfen. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa.
Allein in Berlin geht es laut Staatsanwaltschaft um rund 1,6 Millionen Chatnachrichten und knapp 750 Nutzer. Mit etwa 15 Prozent stammten überproportional viele Encrochat-User aus Berlin, hieß es. Seit Jahresbeginn gibt es bei der Behörde eine Schwerpunktabteilung für diese Verfahren, um die Datenflut bewältigen zu können.