Mann wirft Polizist mit Pflasterstein Berlin: Erstes Urteil nach antisemitischer Demo
Auf den Straßen brannten Autos, Wurfgeschosse prasselten auf Beamte nieder. Jetzt stand ein erster Beschuldigter vor Gericht.
Vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten hat am Mittwoch ein erster Prozess gegen einen Teilnehmer einer israelfeindlichen Demonstration stattgefunden. Ein 25-Jährigen wurde zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Das Gericht sprach Lorenzo C. unter anderem des schweren Landfriedensbruchs, des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie der versuchten gefährlichen Körperverletzung schuldig. Das Urteil fiel in einem beschleunigten Verfahren.
Randale in Berlin: Pflasterstein traf Polizisten
Der Mann hatte am 18. Oktober – rund anderthalb Wochen nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel – an einer verbotenen propalästinensischen Demonstration im Bezirk Neukölln teilgenommen. Bei dieser kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen mit Flaschen- und Steinwürfen, es wurden antisemitische Parolen gerufen.
Vor Gericht gab der 25-jährige Italiener zu, einen kleinen Pflasterstein auf einen Polizisten geworfen zu haben. Der Stein traf den Beamten am Rücken, verursachte aber keine eindeutigen Verletzungen. Der Angeklagte soll zudem nach einem Beamten getreten haben. Er wurde noch am selben Tag festgenommen und saß seitdem in Untersuchungshaft.
Kanzler Scholz reagierte: "Klare Kante zeigen"
Insgesamt waren an jenem Mittwoch bei wütenden Ausschreitungen 65 Polizisten in Berlin verletzt worden, mehr dazu lesen Sie hier.
Randalierer warfen mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen, schossen mit Pyrotechnik um sich. Die Polizei setzte Pfefferspray ein und fuhr mehrere Wasserwerfer auf. "Wir sehen, wie Menschen wahllos Gegenstände auf die Straße werfen, anzünden und sich dabei filmen und feiern", schrieben die Beamten auf der Plattform X (vormals Twitter).
Mülltonnen und Reifen brannten, außerdem Autos und ein Kleintransporter. In derselben Nacht gab es zudem einen versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin-Mitte. Am nächsten Tag kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz ein hartes Vorgehen gegen Antisemitismus in Deutschland an. Es sei "eine klare Kante gefragt", sagte der SPD-Politiker in einer Regierungserklärung im Bundestag. Man dürfe nicht wegschauen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa