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Expedition dauert ein Jahr: "Polarstern" findet Eisscholle für Drift durch die Arktis


Expedition dauert ein Jahr
"Polarstern" findet Eisscholle für Drift durch die Arktis

Von dpa
Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Der Forschungseisbrecher Polarstern (l) und der russische Eisbrecher Akademik Fedorov (r) liegen zwischen arktischen Eisschollen.Vergrößern des Bildes
Der Forschungseisbrecher Polarstern (l) und der russische Eisbrecher Akademik Fedorov (r) liegen zwischen arktischen Eisschollen. Nach nur wenigen Tagen haben Wissenschaftler der Mosaic-Expedition eine Eisscholle gefunden, auf der sie das Forschungscamp für die einjährige Drift durch das Nordpolarmeer aufbauen wollen. (Quelle: Esther Horvath/Alfred-Wegener-Institut/dpa./dpa)

Bremerhaven (dpa) - Kurz vor Einbruch der Polarnacht hat das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" eine geeignete Eisscholle für seine Expedition durch die Arktis gefunden.

An der etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer großen Scholle lasse sich der Eisbrecher im Rahmen der Arktis-Expedition MOSAiC festfrieren, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung am Freitag mit. Ein Jahr lang soll die "Polarstern" mit dem Meereis durch die zentrale Arktis driften. Auf der Forschungsreise werden 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 17 Ländern schichtweise an Bord arbeiten und das Klimasystem der Zentralarktis erforschen.

Seit dem Aufbruch am 20. September von Tromsö in Norwegen war die Suche nach einer geeigneten Scholle die wichtigste Aufgabe für die Forscher gewesen. Neben der "Polarstern" war der russische Eisbrecher "Akademik Fjodorow" beteiligt. Satellitenfotos von 16 Schollen wurden ausgewertet, Hubschrauber stiegen zu Erkundungen auf. Ein Problem war nach AWI-Angaben, dass es nach dem warmen Sommer kaum genügend große und stabile Eisschollen in der Region gab.

"Es ist nicht die perfekte, aber die beste Scholle in diesem Bereich der Arktis", sagte MOSAiC-Expeditionsleiter Markus Rex, als die Entscheidung gefallen war. Die leicht eiförmige Insel aus Eis habe einen ungewöhnlich stabilen Bereich, der das Forschungscamp zuverlässig tragen könne. Gleichzeitig sei der Ort typisch für die heutige Arktis, "die von dünneren, instabileren Schollen gekennzeichnet ist".

Noch driftet die gewählte Scholle mit bis zu zehn Kilometern am Tag in unterschiedliche Richtungen. Ihre Position lag bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost, gut 550 Kilometer vom Nordpol entfernt. Das nächste erreichbare Land ist die Inselgruppe Sewernaja Semlja vor der Küste Russlands. Im Winter wird sich das Eis vom Nordpol her ausdehnen und die Scholle mit der "Polarstern" einschließen.

Die Suche nach der Scholle war ein Wettlauf mit der Zeit, sie endete genau mit dem Einsetzen der Polarnacht in der Region. Schon am Freitag stieg die Sonne nicht mehr über den Horizont. In den kommenden Tagen wird es nur noch um die Mittagszeit eine kurze Dämmerung geben. Danach wird es komplett dunkel.

"Wir sind sehr gut im Zeitplan", sagte AWI-Sprecherin Folke Mehrtens in Bremerhaven. Zu Fuß haben die Forscher ihre Scholle demnach schon seit dem 28. September erkundet - begleitet von Eisbärwachen. Sie fanden im Norden einen Bereich mit meterdickem, sehr stabilem Eis, den sie die "Festung" tauften. Dort soll das Forschungscamp stehen.

Im südlichen Teil der Scholle ist das Eis deutlich dünner: 30 Zentimeter sind es an den dünnsten, 60 bis 150 Zentimeter an den dicksten Stellen. Doch dort stellte sich die Unterseite des Eises laut AWI als "schwammartig durchlöchert und wenig stabil" heraus.

Rex hofft, dass sich die Scholle bewährt. "Ob sie die Stabilität besitzt, die jetzt heraufziehenden Herbststürme zu überstehen, wird sich zeigen. Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte er.

Auf ihrer Expedition wollen die Forscher Daten dazu sammeln, wie Atmosphäre, Ozean und Meereis aufeinander einwirken. Die Polarregion gilt als wichtige Wetterküche. Extremwetterlagen etwa in Europa und Nordamerika wie Kälteeinbrüche im Winter und Dürreperioden im Sommer hängen mit Veränderungen in der Arktis zusammen. Auch das regionale Ökosystem soll bei der 140 Millionen Euro teuren Forschungsreise erkundet werden.

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