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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wissen Millionär will "Titanic" originalgetreu nachbauen
Abergläubisch kann Clive Palmer nicht sein. Der australische Millionär will eine exakte Kopie der "Titanic" bauen lassen und damit von 2016 an in See gehen. Sogar die Route soll die selbe sein, von Southampton nach New York. Alles soll genau so sein wie 1912 - nur, dass das Schiff diesmal ankommt.
Dabei ist Palmer nicht einmal der erste, der auf den Gedanken einer "Titanic II" kam. Seit Jahrzehnten und erst recht seit dem Kinoknaller 1997 gibt es solche Pläne. Doch es war weniger die Frage, ob man ein Schiff wie damals bauen kann, obwohl sich bei Sicherheit, Materialien und Umweltschutz ein bisschen etwas getan hat. Die Hauptfrage war eher: Will man in einem schlechten Omen reisen?
Schiff soll 200 Millionen kosten
Ja, will man, sagt James McDonald von der eigens gegründeten Blue Star Line. Das Interesse sei enorm, es gebe schon Zehntausende Anfragen, beteuerte der Marketingchef auf einer Pressekonferenz in Hongkong. Und ein halbes Dutzende Begeisterte hätten sogar mehr als eine Million Dollar geboten, nur um auf der Jungfernfahrt dabei sein zu dürfen.
Ohne Frage würde Luxus die Reisenden umfangen. Aber auch moderne Technik. Denn so ganz originalgetreu wird die neue, 200 Millionen Dollar teure "Titanic" nicht werden. Klimaanlagen wird es ebenso geben wie Stabilisatoren gegen Seekrankheit. Das Schiff wird nicht genietet, sondern geschweißt und unter Deck müssen keine Heizer schuften, der Diesel fließt fast von allein in die modernen Motoren. Und: Es sind auch deutlich mehr Rettungsboote an Bord als damals.
Eine Legende "Made in China"
Dennoch setzt Palmer auf Tradition. Die Reederei heißt Blue Star Line, bei der echten "Titanic" war der Stern weiß. Ein Nachfahre des damaligen Reedereichefs Bruce Ismay ist ebenso im Boot wie die Urenkelin der kämpferischen Überlebenden Molly Brown ("The Unsinkable Molly Brown"). Aber: Statt auf der legendären Harland-and-Wolff-Werft in Belfast gebaut zu werden, ist das Schiff "Made in China".
Palmer ist weit davon entfernt, ein stiller Unternehmer zu sein. Er meldet sich gern zu Wort, ob in der Politik, mit neuen Ideen oder umstrittenen Ansichten ("Greenpeace wird von der CIA bezahlt"). Er ist aber auch ein großzügiger Spender und schüttet Millionen für seine Mitarbeiter aus, inklusive Dutzender Mercedes-Limousinen zu Weihnachten. Reich, rastlos und laut - ein bisschen ist der 58-Jährige die australische Ausgabe von Donald Trump.
"Er hat einen Blick für Profit"
Der Bergbau- und Tourismus-Unternehmer wird immer ein bisschen belächelt. Aber Kenner hüten sich davor, den Australier zu unterschätzen. "Da ist so etwas wie widerwilliger Respekt für ihn", sagte Professor Jason West der "New York Times". "Es ist sehr schwer, ihn und sein Imperium richtig einzuschätzen. Aber er hat einen Blick für Profit, kein Zweifel".
So schätzt sich der Australier wohl auch selbst ein. "In meinem Alter macht man sich nicht mehr so große Gedanken, ob man nun Geld macht oder Geld verliert oder was auch immer", sagt der 58-Jährige über seine "Titanic"-Idee. "Aber ich bin mir sehr sicher, dass es eine Goldmine werden wird." Im Gegensatz zu einer anderen Idee: Sein Plan, wieder Zeppeline für Reisen zu bauen, scheiterte grandios.
Eine "Titanic II" schwamm übrigens schon - allerdings nur auf der Leinwand. In der seltsamen Produktion mit eben diesem Titel gab es auch einen etwas schrulligen Millionär, der sich den Wunsch von der wiedergeborenen Schiffslegende erfüllte. Die "Titanic II" rammte aber nicht einfach einen Eisberg, er wurde von einem Tsunami in ihre Bordwand gebohrt. Fast alle an Bord starben - auch der Millionär.