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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mark Benecke zum Fall Gene Hackman Experte erklärt Mumifikation an Händen und Füßen
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Der US-amerikanische Schauspieler Gene Hackman und seine Frau wurden tot in ihrem Haus in New Mexiko gefunden. Beide Leichen zeigten Spuren von Mumifikation. Ob sich daraus neue Erkenntnisse ergeben, erklärt der Kriminalbiologe Mark Benecke.
Nach dem Tod von Hollywood-Legende Gene Hackman und seiner Ehefrau, Betsy Arakawa, stehen die Ermittler weiterhin vor einem Rätsel. Denn nach wie vor ist unklar, wie das Paar gestorben ist. Zudem sollen beide Leichen ersten Erkenntnissen zufolge bereits Mumifikation an Händen und Füßen gezeigt haben. Während Mumifizierung eine künstlich vom Menschen betriebene Technik zur Konservierung eines Körpers ist, ist von Mumifikation die Rede, wenn eine Mumie nicht aufgrund menschlichen Eingreifens, sondern aufgrund eines natürlich ablaufenden Prozesses entsteht. Das heißt, eine Leiche vertrocknet auf natürliche Weise.
Was sich aus diesem Zustand einer Leiche "ablesen" lässt, fragt t-online den Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke.
t-online: Wodurch entstehen Mumifikation?
Mark Benecke: Wenn es nicht gerade knochentrocken ist, verwesen Leichen "von selbst", und zwar durch Bakterien im Körper und das "Zerfließen" der Zellen. Ohne biologische, chemische "Lebens-Energie" hält der Körper nicht mehr zusammen und löst sich von selbst auf.
Menschen bestehen fast nur aus Wasser. Vertrocknungen entstehen, wenn warme Luft das Wasser aus dem Körper aufnimmt und wegleitet. Das ist wie im Alltag, wenn wir beispielsweise ein Handtuch trocknen.
Was sagt der ausgetrocknete Zustand des Körpers über den Todeszeitpunkt aus?
Wenig bis gar nichts. Fäulnis und Vertrocknung laufen sehr unterschiedlich und je nach Lagerung, Körperbau, Bekleidung, Fundort und so weiter ab. Ganz früh können die Kolleginnen und Kollegen aus der Rechtsmedizin noch durch Muskel-Messungen, die Temperatur im Körperinneren und dergleichen den Todeszeitpunkt ermitteln. Danach lassen Schlussfolgerungen über den Todeszeitpunkt nur noch biologische Techniken zu, etwa Insekten auf der Leiche und die bakterielle Besiedlung. Vertrocknete Leichen – also Mumien – können Jahrtausende erhalten bleiben.
Gene Hackman war 95, seine Frau Betsy Arakawa 63 Jahre alt. Inwiefern hat das Alter Einfluss bei Verwesung und Mumifizierung beziehungsweise Mumifikation?
Früher waren alte Menschen meist schlank, daher sind sie nach dem Tod leichter ausgetrocknet, denn sie hatten weniger dicke Gewebeschichten. Heutzutage ist es mal so, mal so.
In Santa Fe herrschen Temperaturen über 30 Grad. Welche Rolle spielt die Hitze bei Verwesungen und Mumifizierungen sowie Mumifikationen?
Feuchte Hitze finden Bakterien gut, die zu Fäulnis führen. Trockene Hitze führt zu Vertrocknung, also Mumifizierung.
Ab welchem Grad der Verwesung wäre eine Identifizierung nicht mehr möglich?
Das ist nie ein Problem. Erbgut findet sich notfalls in den Zähnen, Knochen oder Haaren.
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Zur Person
Dr. Mark Benecke ist Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren und seit mehr als 20 Jahren international auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forensik aktiv.
Zuvor vermutete die Tochter von Hackman den Tod durch eine Kohlenmonoxidvergiftung. Welche Verwesungen und Mumifizierungen können dadurch auftreten?
Das macht nur ganz am Anfang einen Unterschied beim Aussehen der Leiche: Solche Leichen haben auffallend "leuchtend" rote Toten-Flecke. Abgesehen davon spielt es keine Rolle.
- Rätsel um Hackmans Todesumstände: War es ein tödliches Atemgift? So kann der "silent killer" zuschlagen
Berichtet wurde auch, dass die Tür des Hauses womöglich offen war. Könnte das Kohlenmonoxid entweicht und deswegen nicht mehr nachweisbar sein?
Das kann sein, allerdings ist die Frage, wann die Türe geöffnet wurde. Wenn sie die ganze Zeit offen war, hätte das Gas durch die Türe entweichen können und wäre dann eher nicht tödlich gewesen.
- Interview mit Dr. Mark Benecke (28.02.2025)